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18.06.1996 00:00

Schlafmittel im Strassenverkehr

Dr. Wolfgang Mathias Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    62/96

    Schlafmittel im Strassenverkehr

    Neues Verfahren zum Nachweis von Barbituraten im Blut

    Nicht nur Alkohol, auch Schlafmittel koennen die Reaktionsschnelligkeit im Strassenverkehr stark beeintraechtigen. Zusammen eingenommen werden die Auswirkungen auf den menschlichen Koerper unkalkulierbar. Auf der Suche nach einem Verfahren, das sich zur Durchfuehrung von Reihentests eignet, entwickelte Dr. Peter Bold im Institut fuer Organische Chemie II der Universitaet zu Koeln eine Methode zum Nachweis von Barbituraten im Blut.

    Neben pflanzlichen Produkten (z.B. Hopfen oder Baldrian) werden heute synthetische Schlaf- und Beruhigungsmittel verwendet. Letztere gehoeren zwei grossen Verbindungsklassen an, den Benzodiazepinen (z.B. Valium) und den Barbituraten (z.B. Sedovegan). Obwohl Barbiturate wegen der Gefahr einer Abhaengigkeit in den letzten Jahren seltener verschrieben wurden, nehmen statistisch gesehen immer noch 40.000 Bundesbuerger taeglich diese Praeparate. Sie werden schnell vom Koerper aufgenommen und entfalten innerhalb einer halben Stunde im Gehirn ihre Wirkung, wo sie hemmend auf das sogenannte Wach-System einwirken.

    Dr. Bold untersuchte in seiner Arbeit die Moeglichkeit, kleinste Mengen dieser Schlafmittel im menschlichen Blut nachzuweisen. Er wendete dazu die Technik der Massenspektrometrie an, eine gaengige Analysemethode in der Chemie. Im Massenspektrometer werden die zu untersuchenden Substanzen in geladene Teilchen umgewandelt, die sich in elektrischen Feldern der Groesse nach auftrennen lassen. Dr. Bold schaltete zwei solcher Apparate hintereinander, diese Anordnung wird als Tandem-Massenspektrometrie bezeichnet. Das erste Massenspektrometer trifft dabei eine Vorauswahl und laesst nur Teilchen von der Groesse der Barbiturate durch. Damit werden Stoerungen reduziert, die von den Bestandteilen des Blutes ausgehen koennen. Im zweiten Massenspektrometer werden die Teilchen in kleinere Fragmente gespalten. Sind in der Blutprobe Barbiturate vorhanden, entstehen hier Fragmente ganz charakteristischer Groessen.

    Die von dem Koelner Chemiker entwickelte Analysemethode erlaubt die Untersuchung von Blutproben in erheblich kuerzerer Zeit als bisherige Verfahren wie z.B. die Gas-Chromatographie, bei der die Stoffe nach ihren Stoffeigenschaften aufgetrennt werden. Weiterhin konnte Dr. Bold mit der Tandem-Massenspektrometrie noch Barbiturat-Konzentrationen bis hinunter zu einem Mikrogramm (ein Millionstel Gramm) pro Milliliter Blut nachweisen.

    Das Verfahren, so Dr. Bold, ist also schnell genug, um fuer Reihenuntersuchungen eingesetzt zu werden und ausserdem sehr empfindlich: Es spuert Barbiturate schon in Konzentrationen auf, die an der unteren Grenze des medizinischen Wirkungsbereiches liegen. Bereits ein Milliliter Blut reicht fuer die Analyse aus und so koennte die Untersuchung problemlos an eine Alkoholkontrolle bei der UEberpruefung auffaelligen Fahrverhaltens angeschlossen werden.

    Zur Zeit werden im Institut fuer Organische Chemie II der Universitaet zu Koeln in Zusammenarbeit mit dem Institut fuer Rechtsmedizin der Universitaet Bonn weitere Methoden etabliert, die den Nachweis anderer psychoaktiver Substanzen im Blut ermoeglichen.

    Fuer Rueckfragen steht Professor Budzikiewicz, Institut fuer Organische Chemie II am Freitag, den 7. Juni 1996 unter der Telefonnummer 0221/470-4269 zur Verfuegung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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