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24.04.2024 14:00

Pflegeversicherung gleicht Arbeitsmarktnachteile aus

Bastian Thüne Presse und Redaktion
ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

    In Zukunft müssen immer mehr Menschen in Deutschland gepflegt werden. Meist sind es Angehörige und Freunde, die sich um pflegebedürftige Personen kümmern. Dies verursacht immense Kosten aufgrund geringerer Arbeitsstunden, Einkommen und Renten. Die Leistungen der Pflegeversicherung wie Pflegegeld und Rentenpunkte helfen, diese Nachteile größtenteils auszugleichen. Allerdings senken sie auch die Anreize zu arbeiten. Das fanden Wissenschaftler des ZEW Mannheim und RWI Essen in einer empirischen Studie heraus. Diese basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

    „Ohne die Leistungen der Pflegeversicherung würde viel weniger Pflegearbeit geleistet. In einer alternden Gesellschaft, die zudem mit einem Fachkräftemangel in der Pflege zu kämpfen hat, ist das essenziell. Die persönlichen Kosten der Pflege sind jedoch immens. Deswegen ist es auch weiterhin wichtig, dass die Pflegeversicherung die Nachteile auf dem Arbeitsmarkt und der Rente weitestgehend ausgleicht. Die Politik sollte die Pflegeversicherung unbedingt beibehalten. Schließlich ist es sinnvoll, diejenigen zu unterstützen, die die Pflegebedürftigen bereits kennen und freiwillig Hilfe leisten. Sonst bräuchte es viel mehr Fachkräfte, die zudem auch Wohnraum etc. benötigen. Finanziell wäre damit auch nichts gewonnen. Dennoch darf man die Arbeitsmarktkosten der Pflege durch Angehörige nicht aus den Augen verlieren“, erklärt Dr. Björn Fischer, Ko-Autor der Studie und Junior Research Associate am ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“.

    Persönliche vs. gesellschaftliche Kosten

    In Deutschland werden 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen daheim versorgt. Davon werden wiederum 80 Prozent vor allem von Angehörigen und Freunden gepflegt. Mit rund zwei Drittel leisten Frauen den größten Anteil der privaten Pflege. Dabei hat die Pflege immense persönliche Kosten auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Arbeitszeiten werden reduziert bis hin zum Verlassen des Arbeitsmarkts. Das wirkt sich negativ auf das Einkommen und die spätere Rente aus. Hierbei sind die langfristigen Kosten der Pflege 60 Prozent höher als die kurzfristigen. Pflegegelder und Rentenpunkte der Pflegeversicherung fangen einen großen Teil der kurzfristigen und langfristigen persönlichen Arbeitsmarktkosten der Pflege auf.

    Auch für die Gesellschaft entstehen durch die private Pflege Kosten, da kurz- aber auch langfristig weniger (Erwerbs-)Arbeitsstunden geleistet werden. Zusätzlich erhöhen auch die Leistungen der Pflegeversicherung die gesamtgesellschaftlichen Kosten, da sie auch die Arbeitsanreize reduzieren.

    Über die Studie

    Die Studie untersucht die langfristigen Auswirkungen der Pflege und wie diese durch die Regelungen der Pflegeversicherung beeinflusst werden. Dies geschieht anhand eines strukturellen Entscheidungsmodells, das die langfristigen Kosten der privaten Pflege berechnet. Datengrundlage ist das Sozio-oekonomische Panel für die Jahre 2002 bis 2019. Hierbei wurde die Gruppe der 55- bis 67-jährigen Frauen ausgewählt, da diese in der Regel noch in der Lage ist, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein und zwei Drittel der privaten Pflegeleistungen erbringt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Nicolas Ziebarth
    Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherung"
    Telefon +49 (0)621 181-151
    E-Mail nicolas.ziebarth@zew.de

    Dr. Björn Fischer
    Junior Reserach Associate im Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherung"
    E-Mail bjoern.fischer@zew.de


    Originalpublikation:

    https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp23030.pdf


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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