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22.04.2024 14:30

Tierversuchsforschung – mit Verantwortung und Transparenz

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    Information des Universitätsklinikums Jena zum Tag des Versuchstiers am 24. April

    Die biomedizinische Grundlagen- und patientenorientierte Forschung ist eine der zentralen Aufgaben der Hochschulmedizin, die das Universitätsklinikum Jena (UKJ) als die einzige universitätsmedizinische Einrichtung in Thüringen erfüllt. Dazu gehören auch Tierversuche. Sie sind aus heutiger Sicht nicht vollständig ersetzbar. Häufig werden die komplexen Vorgänge im lebenden Organismus nur auf diese Weise erfassbar, und diese Erkenntnisse sind notwendig, um neue Medikamente und Therapien entwickeln zu können.

    Mit Hilfe von Tierversuchen wurden in den vergangenen Jahren am UKJ beispielsweise Ursachen und mögliche Behandlungen von Herz- oder Nierenerkrankungen untersucht. Ein großer Teil der Tierversuche am UKJ sind in der Grundlagenforschung angesiedelt – etwa um ein besseres Verständnis des Entstehens von Erkrankungen des Nervensystems zu erlangen, wie die Alzheimer-Erkrankung. Ergebnisse dieser Forschung stellen die Grundlage für spätere auf den Menschen übertragbare Forschung dar.

    „Wir sind uns unserer hohen Verantwortung gegenüber den Versuchstieren bewusst, ihr Wohl liegt uns am Herzen. Darum sorgen wir für deren größtmöglichen Schutz und berücksichtigen alle ethischen und tierschutzrechtlichen Bedingungen“, betont Dr. Sabine Bischoff, Leiterin der Stabsstelle Tierschutz am UKJ.

    Dabei handeln die Forschenden nach dem 3R-Prinzip: 3R steht für die dreiteilige Strategie, die Zahl von Tierversuchen zu minimieren, indem man sie, wo möglich, durch andere Methoden ersetzt (Replace/Vermeiden), die Zahl der Versuche reduziert (Reduce/Verringern) und das Wohlbefinden durch optimale Haltungsbedingungen und Pflege optimiert (Refine/Verbessern). Das heißt, vor jedem Versuch erfolgt die sorgfältige Abwägung, ob der Einsatz mit Tieren unumgänglich ist oder Alternativmethoden Möglichkeiten bieten, das Versuchsziel zu erreichen. In vielen Projekten wird am UKJ gezielt für die Verringerung von Tierversuchen geforscht, mehrere wurden mit Tierschutzpreisen ausgezeichnet:
    • UKJ-Forschende entwickeln Biochips, die komplexe Organfunktionen z.B. der Leber oder der Blut-Hirn-Schranke nachbilden. Diese konnten bei der Untersuchung von Entzündungsprozessen und in der Wirkstoffcharakterisierung schon erfolgreich als Alternativen zu Tierversuchen eingesetzt werden.
    • Eine am UKJ koordinierte und weltweit arbeitende Fehlerdatenbank erfasst Risikoereignisse und trägt durch Fehlervermeidung zur Verringerung von Tierversuchen bei. Sie wird in einer Online-Veranstaltung am 24. April vorgestellt.
    • In der Infektionsforschung helfen innovative Versuchsansätze und Infektionsmodelle mit menschlichem Lungengewebe oder an Insektenlarven, die Zahl der Versuchsreihen mit lebenden Wirbeltieren zu verringern.

    Durch gezielte Maßnahmen forciert die Medizinische Fakultät die Forschung im Sinne des 3R-Prinzips:
    • Sie unterstützt den Aufbau eines 3R-Forums, dass die Forschung zu Alternativmethoden und die Vernetzung der Forschenden in diesem Bereich vorantreibt.
    • Zur Stärkung des Forschungsbereiches wurde eine Professur für Tierversuchs-Ersatzmethoden in der Infektions- und Entzündungsforschung eingerichtet, die gegenwärtig besetzt wird.

    „Darüber hinaus bekennen wir uns zur transparenten Information und offenen Kommunikation über Tierversuche. Das UKJ gehört zu den Erstunterzeichnern der ‚Initiative Transparente Tierversuche‘, um den öffentlichen Dialog über tierexperimentelle Forschung aktiv mitzugestalten, Erfahrungen auszutauschen und Aktivitäten bekannt zu machen“, so Prof. Dr. Thomas Kamradt, wissenschaftlicher Vorstand des UKJ und Dekan der Medizinischen Fakultät. Am 26. April 2024 werden die zwei Preisträgerinnen des Thüringer Tierschutzpreises 2023 aktuelle Entwicklungen zu Alternativmodellen in der Jenaer Veranstaltungsreihe Animal Lecture Series vorstellen.

    Ein Bestandteil der transparenten Kommunikation über Tierversuche ist ein ausführliches Informationsangebot auf der Homepage mit Einblicken in die Tierhaltungen und die Arbeit der Stabsstelle Tierschutz, mit 3R-Projekten und den Versuchstierzahlen. Veranstaltungen für die Öffentlichkeit bieten ebenfalls die Gelegenheit zu Information und Diskussion.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Sabine Bischoff
    Stabsstelle Tierschutz, Universitätsklinikum Jena,
    E-Mail: tierschutz@med.uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uniklinikum-jena.de/Forschung/Tierexperimentelle+Forschung.html Homepage der Stabsstelle Tierschutz
    https://www.uniklinikum-jena.de/Forschung/Tierexperimentelle+Forschung/Stabsstel... Lecture Series Animal Welfare


    Bilder

    Dr. Sabine Bischoff (l.) und Dr. Mirijam Koch von der Stabsstelle Tierschutz des UKJ informieren über die Versuchstierhaltung und die Regularien der tierexperimentellen Forschung.
    Dr. Sabine Bischoff (l.) und Dr. Mirijam Koch von der Stabsstelle Tierschutz des UKJ informieren übe ...
    Henry Bache/UKJ
    Universitätsklinikum Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Dr. Sabine Bischoff (l.) und Dr. Mirijam Koch von der Stabsstelle Tierschutz des UKJ informieren über die Versuchstierhaltung und die Regularien der tierexperimentellen Forschung.


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