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22.05.2014 11:47

Demografische Alterung macht eher der Union das Leben schwer

Sarah Blaß Pressestelle
Fachhochschule Frankfurt am Main

    Studie der Fachhochschule belegt: Profitieren werden tendenziell die Grünen

    Das Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) der Fachhochschule Frankfurt am Main hat in seiner jüngsten Studie „Demografische Alterung und politische Machtverhältnisse“ exemplarisch für die Parteien Union und Grüne aufgezeigt, wie Wahlen der Zukunft ausgehen könnten. Entgegen den Erwartungen vieler werden demnach in Deutschland nicht die Unionsparteien vom demografischen Wandel profitieren, sondern vielmehr die Grünen.

    „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat keinen Verstand“, lautet ein bekanntes Bonmot, das bei Anhängern konservativer Parteien Hoffnung aufkeimen lässt – Hoffnung auf künftige strukturelle Mehrheiten, wenn die demografische Alterung in den nächsten Jahren an Fahrt aufnimmt. Die repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2013 scheint diese Träume auf den ersten Blick zu bestätigen: Mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) der über 70-Jährigen votierten bei dieser Wahl für die Unionsparteien, nur 3,3 Prozent für die Grünen. Zum Vergleich: Bei den 18- bis unter 25-Jährigen kam die Union nur auf 31,6 Prozent, die Grünen dagegen auf 11,9 Prozent der Zweitstimmen. Hinzu kommt, dass sich ältere Wahlberechtigte besonders eifrig an Wahlen beteiligen. Von den 60- bis unter 70-Jährigen setzten acht von zehn, von den 21- bis unter 25-Jährigen aber nur sechs von zehn Wahlberechtigten ihr Kreuz auf den Wahlzettel. Diese Datenlage legt folgende Fragen nahe: Profitieren konservative Parteien von der demografischen Alterung? Und müssen die Grünen um ihre parlamentarische Existenz bangen?

    Das FZDW hat in seiner Studie herausgefunden, dass es sich genau umgekehrt verhält. „Die Union wird Probleme bekommen, während die Grünen von der demografischen Alterung profitieren“, so Sven Stadtmüller, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum und Autor der Studie. Der Grund: Die Bindung an eine politische Partei bildet sich schon in der frühen Sozialisation aus und bleibt danach im Zeitverlauf weitgehend konstant. So ist die Tatsache, dass ältere Wähler derart stark der Union zugeneigt sind, nicht mit einer im Lebensalter zunehmenden konservativen Orientierung zu erklären. Vielmehr wurden diese Personen in der Gründungsphase der Bundesrepublik und der Zeit des Wirtschaftswunders sozialisiert und entwickelten starke Bindungen an die Union. Diese behielten sie dann bis ins hohe Alter bei.

    Die geburtenstarken Jahrgänge der 1955 bis 1969 Geborenen zeichnen sich dagegen durch eine hohe Beliebtheit der Grünen aus, während die Union deutlich schlechter abschneidet als in den älteren Kohorten. Allgemein ist zudem der Anteil derjenigen, die sich nicht an eine Partei gebunden fühlen, mit mehr als 50 Prozent sehr hoch; in den älteren Kohorten betrug dieser Anteil nur rund ein Drittel. Zugleich ist in allen Kohorten der Anteil an parteilich Ungebundenen im Zeitverlauf gestiegen: „Dies spiegelt eine wachsende Distanz zu den Parteien wider“, ordnet Stadtmüller den Befund ein. Dieser hohe Anteil an Personen ohne Parteibindung gehe mit wechselnden Wahlentscheidungen, die insbesondere von kurzfristigen Faktoren, wie dem Kandidaten- oder Thementableau, abhängen, einher.

    Zwar verbesserten sich durch den zunehmenden Anteil parteilich Ungebundener auch die Chancen für nicht etablierte Parteien. Dies bedeute aber nicht, dass etwa rechtspopulistische oder rechtsextreme Parteien „automatisch“ Zuwachs verzeichnen könnten: Die geburtenstarken Jahrgänge kennzeichne eine insgesamt hoher Bildungsgrad – und dieser reduziere die Anfälligkeit gegenüber rechtsextremen Gedankengut. Hingegen wiesen sie eine starke Affinität für Themen wie Umweltschutz und Gleichberechtigung auf, was die hohe Sympathie dieser Kohorte für die Grünen erkläre.

    Die Studie basiert auf Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland. Seit 1984 werden im jährlichen Rhythmus immer dieselben Personen und Familien befragt.

    Der Kurzbericht zum Download: http://www.fzdw.de\aktuelles

    Das Forschungszentrum Demografischer Wandel hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Folgen der älter werdenden Gesellschaft interdisziplinär zu untersuchen. Im Vordergrund stehen dabei die entsprechenden Probleme in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen.

    Kontakt: Fachhochschule Frankfurt am Main, Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW), Sven Stadtmüller, Telefon: 069/1533-3187, E-Mail: svenstad@fzdw.fh-frankfurt.de; Pressestelle der Fachhochschule Frankfurt am Main, Telefon: 069/1533-3047, E-Mail: pressestelle@fh-frankfurt.de

    Weitere Informationen unter: http://www.fzdw.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fzdw.de\aktuelles


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    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) der Fachhochschule Frankfurt am Main; Sven Stadtmüller (2.v.l.).
    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) der F ...
    Foto: Fachhochschule Frankfurt
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Forschungszentrum Demografischer Wandel (FZDW) der Fachhochschule Frankfurt am Main; Sven Stadtmüller (2.v.l.).


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