Eine Reform, die den Steuertarif vereinfacht, die Einkommensungleichheit senkt und das ohne die Staatsverschuldung zu erhöhen? Ob Bierdeckel-, Kirchhof- oder Stufentarif – immer wieder sind Reformvorschläge für das deutsche Steuersystem daran gescheitert, dass sie nicht alle drei Ziele gleichzeitig erreichen konnten. Nun zeigt ein Forscher-Team des IZA, dass es durchaus möglich ist, den vermeintlichen Zielkonflikt zu überwinden.
Das besondere Element des heute präsentierten Vorschlags ist die Integration der regressiv wirkenden Sozialversicherungsbeiträge in den progressiven Einkommensteuertarif. "Sozialversicherungsabgaben und Einkommensteuer müssten dann nicht mehr getrennt abgeführt werden, sondern es gäbe nur noch eine Zahlung an den Staat", erklärt Hilmar Schneider, Projektleiter und Direktor Arbeitsmarktpolitik am IZA. Die integrierte Einkommensteuer finanziert sowohl die sozialen Sicherungssysteme als auch andere Leistungen des Staates wie Investitionen in Bildung oder Infrastruktur.
Durch diese Zusammenlegung zu einer Zahlung kann jeder Bürger seine Steuerlast leicht nachvollziehen. Zudem sieht das IZA-Konzept vor, die komplizierte Tarifformel durch einen einfacheren Stufentarif zu ersetzen sowie zahlreiche Steuervergünstigungen und Ausnahmetatbestände abzuschaffen. "Auch das Ehegattensplitting, das sein ursprüngliches familienpolitisches Ziel schon lange verfehlt und es für Frauen unattraktiv macht zu arbeiten, wollen wir abschaffen", sagt Schneider. Familien mit Kindern würden eine einkommensunabhängige Steuergutschrift erhalten, die Kindergeld und Kinderfreibetrag ersetzt.
Eine Simulationsrechnung zeigt, dass der neue, transparente Steuertarif vor allem die unteren und mittleren Einkommensgruppen entlasten und nur die oberen 10 Prozent stärker belasten würde. Außerdem würde der Vorschlag zu einer beachtlichen Dynamik auf dem Arbeitsmarkt führen – rund eine halbe Million neue Jobs könnten entstehen. Insbesondere hochqualifizierte Frauen hätten einen deutlich stärkeren Anreiz, ihr Arbeitsangebot auszudehnen. "Dies wäre angesichts des heraufziehenden Fachkräftemangels in Deutschland eine weitere positive Begleiterscheinung der Reform", so IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann.
Der Tarif ist so ausgestaltet, dass auch die Staatsschulden durch den Vorschlag nicht zusätzlich steigen. Die Belastung künftiger Generationen könnte sogar deutlich reduziert werden: "Die Integration der Sozialabgaben in den Einkommensteuertarif führt mittelfristig zu Bürokratieabbau und somit zu Kostenersparnissen, die zur Senkung der Verschuldung genutzt werden sollten", sagt Schneider.
Die Studie erscheint demnächst in "Perspektiven der Wirtschaftspolitik" und ist von der IZA-Homepage abrufbar.
Max Löffler, Andreas Peichl, Nico Pestel, Hilmar Schneider, Sebastian Siegloch:
Effizient, einfach und gerecht: Ein integriertes System zur Reform von Einkommensteuer und Sozialabgaben
IZA Standpunkte Nr. 49 – http://ftp.iza.org/sp49.pdf
Pressekontakt:
Mark Fallak
(0228) 3894-223
fallak@iza.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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