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02.03.2012 10:42

Bayerische Akademie der Wissenschaften wählt zwölf neue Mitglieder

Dr. Ellen Latzin Pressestelle
Bayerische Akademie der Wissenschaften

    Das Plenum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat zwölf neue Mitglieder gewählt. Die Zuwahl erfolgt aufgrund der wissenschaftlichen Leistungen, eine Selbstbewerbung ist nicht möglich.

    Zu ordentlichen Mitgliedern wurden gewählt:
    • Prof. Dr. Alexander Borst, seit 2001 Direktor der Abteilung Neuronale Informationsverarbeitung am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsried und apl. Professor, Fakultät für Biologie, LMU München

    • Prof. Dr. Walther Sallaberger, seit 1999 Inhaber der Professur für Assyriologie, LMU München

    • Prof. Dr. Andreas Wirsching, seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte, LMU München und Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, München

    • Prof. Dr. Wolfgang Zinth, seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für BioMolekulare Optik, LMU München

    Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden gewählt:
    • Prof. em. Dr. Nikolaus Amrhein, Professur für Pflanzenwissenschaften (Biochemie und Physiologie der Pflanzen), ETH Zürich

    • Prof. Kathleen Coleman, DPhil, James Loeb-Professor of the Classics, Harvard University

    • Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt, Lehrstuhl für Zellphysiologie, Ruhr-Universität Bochum

    • Prof. Dr. Kurt Mehlhorn, Direktor für Algorithmen und Komplexität am Max-Planck-Institut für Informatik, Saarbrücken und Professor für Informatik, Universität des Saarlandes

    • Prof. Martha C. Nussbaum, Ph.D., Ernst Freund Distinguished Service Professor of Law and Ethics, University of Chicago

    • Prof. Dr. Hans-Ulrich Reißig, Lehrstuhl für Organische Chemie, Freie Universität Berlin

    • Prof. Dr. Gerrit Walther, Lehrstuhl für Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Frühe Neuzeit, Bergische Universität Wuppertal

    • Prof. Jochen Zeil, Ph.D., Professor of Ecological Neuroscience, Australian National University, Canberra

    Der Akademie gehören damit 2012 174 ordentliche (mit Wohnsitz bzw. Dienstort in Bayern) und 156 korrespondierende Mitglieder in der Philoso-phisch-historischen und der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse an.

    Weitere Informationen zu den neuen Mitgliedern:
    Alexander Borst ist Direktor der Abteilung Neuronale Informationsverarbeitung am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München und apl. Professor an der Fakultät für Biologie der LMU München. Er verbindet in seinen Arbeiten Neuroethologie und Neurobiologie mit zellulärer und Netzwerk-Neurobiologie. Im Mittelpunkt seiner Forschungen steht das Sehzentrum der Fliege, das er auf verschiedenen Ebenen untersucht, von Membraneigenschaften einzelner Neurone und deren Pharmakologie bis hin zu deren Verhalten im fliegend navigierenden Tier. Insbesondere beschäftigt er sich mit dem Studium der Bewegungsdetektion; die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe sind u.a. Grundlage für die Entwicklung technischer Bewegungsdetektoren.

    Walther Sallaberger hat die Professur für Assyriologie an der LMU München inne. Schwerpunkte seiner Forschung sind die altorientalische Geschichte und Alltagskultur – etwa der babylonische Töpfer und seine Gefäße –, ferner Linguistik und Gesprächsanalyse, Literatur, Recht, Religion und Urkundenlehre sowie Epigrafik. Er leitet seit 2002 das deutsche Kontingent der Ausgrabung auf dem Siedlungshügel Tell Beydar im Nordosten Syriens und das DFG-Projekt „Tell Beydar“. Die dort aufgefundenen, mit Keilschrift beschriebenen Tontäfelchen, die er edierte, sind der einzige substanzielle Tafelfund aus der frühen Stadtkultur Nordmesopotamiens im 3. Jahrtausend v. Chr. Er ist u.a. Herausgeber der „Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie“ und des „Hethitischen Wörterbuchs“.

    Andreas Wirsching ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der LMU München und Direktor des Instituts für Zeitgeschichte. Sein Œuvre umfasst unterschiedliche Fragestellungen und methodische Zugänge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, dabei gilt stets der vergleichenden Geschichte sein besonderes Interesse. Seine Forschungen zur Weimarer Republik gingen u.a. in das Lehrbuch „Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft“ ein. 2006 veröffentlichte er als 6. Band der „Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ die Monographie „Abschied vom Provisorium“ über die Jahre 1982 bis 1990. Seine „Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert“ wendet sich an ein allgemeines Publikum, und erst im Februar 2012 erschien sein Werk „Der Preis der Freiheit. Geschichte Europas in unserer Zeit“, mit der er zeitlich bis zur jüngsten Schuldenkrise vorstieß. Er ist u.a. Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender des Kuratoriums des Historischen Kollegs.

    Wolfgang Zinth, seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für BioMolekulare Optik an der LMU München, forscht auf dem Gebiet der ultraschnellen Spektroskopie, also von Messverfahren, deren zeitliche Auflösung im Bereich von Femtosekunden liegt. Außerdem hat er neue Lichtquellen und experimentelle Techniken für umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten entwickelt. Eines seiner Hauptarbeitsgebiete ist die Primärreaktion der Photosynthese. Hierbei untersuchte er die ersten Schritte der photosynthetischen Energieumwandlung: Die Absorption von Licht bewirkt den Transfer eines Elektrons über verschiedene Zwischenträger; dieser Elektronentransfer geschieht extrem schnell. Die Erkenntnisse Zinths lassen sich auf neuartige Systeme der effizienten Sonnenenergieumwandlung anwenden. Weitere seiner Arbeitsgebiete sind die Proteinfaltung, ein Schlüsselprozess der Biologie, UV-Strahlenschäden der DNA und die Strukturdynamik von Biomolekülen.

    Nikolaus Amrhein hatte bis zu seiner Emeritierung die Professur für Pflanzenwissenschaften (Biochemie und Physiologie der Pflanzen) an der ETH Zürich inne. In seiner Forschungen befasst er sich mit den Stoffwechselprozessen in Pflanzen, insbesondere mit der Enzymatik des Phenylpropan- und des Aminosäurestoffwechsels sowie mit Vitamin-Biosynthesen. Internationale Bekanntheit erlangte er, als es ihm gelang, den Wirkmechanismus des Breitbandherbizids Glyphosat (Handelsname „Roundup“) zu entschlüsseln. Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurden später transgene „Roundup-Ready“-Kulturpflanzen entwickelt, die gegen die herbizide Wirkung von Glyphosat resistent sind.

    Kathleen Coleman ist James Loeb-Professor of the Classics an der Harvard University und forscht insbesondere über die Poesie der sog. Silbernen Latinität, also der zweiten Blütezeit römischer Literatur ab Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. In ihren Arbeiten, etwa zu den „Silven“ des Statius oder zum „Liber spectaculorum“ des Martial, führt sie verschiedene altertumswissenschaftliche Disziplinen zusammen und kann so den Kontext einzelner Gedichte weitaus exakter rekonstruieren, als es der Forschung bisher möglich war. Sie gilt auch als führende Kennerin des römischen Gladiatorenwesens und wurde als wissenschaftliche Beraterin für den Kinofilm „Gladiator“ herangezogen.

    Hanns Hatt wurde in Zoologie und Medizin promoviert, habilitierte sich an der TU München in Physiologie und ist seit 1992 Inhaber des Lehrstuhls für Zellphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum. Im Mittelpunkt seiner Forschungen steht der Geruchssinn bei Mensch und Tier: Hanns Hatt hat bahnbrechende Ergebnisse zur Physiologie des Riechens erzielt. Die Bedeutung und Wirkung von Duftstoffen bringt er auch einem breiten Publikum nahe, wofür er u.a. 2010 den Communicator-Preis der DFG erhielt. Er ist Präsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

    Kurt Mehlhorn forscht im Bereich der Algorithmik, insbesondere über den Entwurf und die Analyse von effizienten Algorithmen und Datenstrukturen sowie deren Umsetzung in Programmierwerkzeuge und Softwareprodukte. Er ist seit 1990 Direktor für Algorithmen und Komplexität am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken und Professor an der Universität des Saarlandes. Er erhielt u.a. 1986 den Leibniz-Preis der DFG.

    Martha C. Nussbaum ist Ernst Freund Distinguished Professor of Law and Ethics an der University of Chicago. Ihre Philosophie folgt dem Konzept des „Capability approach“ („Befähigungs-Ansatz“), das sie in enger Zusammenarbeit mit dem indischen Nobelpreisträger Amartya Sen entwickelte. Ihr Hauptwerk „Frontiers of Justice. Disability, Nationality, Species Membership“ (2006) erschien 2010 auch auf Deutsch und geht der Frage nach, wie die Idee der Gerechtigkeit für Menschen mit Behinderung, zwischen Nationalstaaten und auch zwischen Menschen und Tieren verwirklicht werden kann.

    Hans-Ulrich Reißig forscht auf dem Gebiet der Entwicklung neuer Synthese-methoden in der Organischen Chemie. Seine Forschungen umfassen die gesamte präparative Organische Chemie, von mechanistischen Untersuchungen über die Entwicklung neuer synthetischer Methoden bis zur Synthese von Naturstoffen und biologisch aktiven Molekülen. Er leitet seit 1999 das Institut für Chemie und Biochemie an der Freien Universität Berlin.

    Gerrit Walther hat den Lehrstuhl für Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Frühe Neuzeit an der Bergischen Universität Wuppertal inne. Er ist u.a. Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1997 habilitierte er sich in Frankfurt mit einer Studie auf breiter Quellenbasis über „Abt Balthasars Mission. Politischen Mentalitäten, Gegenreformation und eine Adelsverschwörung im Hochstift Fulda“, die der Erforschung des konfessionellen Zeitalters neue Wege wies. Weitere Schwerpunkte seiner Forschungen sind die Historiographiegeschichte und der Humanismus, insbesondere die Beziehungen zum klassischen Altertum und die Geschichte des Adels im Heiligen Römischen Reich.

    Jochen Zeil ist ein Pionier der Neuro-Ökologie, einer Disziplin, die eine Brücke von den Verhaltens- und Neurowissenschaften zur Ökologie schlägt. Er konzentriert sich auf die Vielfalt visueller Systeme bei Arthropoden, also Gliederfüßern, und ihre komplexe Bildverarbeitung. Seine Forschungen geben Einblick in die Art und Weise, wie diese Tiere – etwa Fliegen, Erdwespen oder Winkerkrabben – unter natürlichen Bedingungen visuelle Informationen verarbeiten, sich bewegen, navigieren, lernen und Entscheidungen treffen. Seit 2009 lehrt und forscht er als Professor of Ecological Neuroscience an der Australian National University in Canberra.

    Eine ausführlichere Würdigung der zugewählten Mitglieder finden Sie in Ausgabe 1/2012 der Zeitschrift „Akademie Aktuell“, die am 23. März erscheint (www.badw.de/aktuell/akademie_aktuell)

    Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759, ist eine der größten und ältesten Akademien in Deutschland. Sie ist zugleich Gelehrtengesellschaft und Forschungseinrichtung von internationalem Rang. Mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt sie Grundlagenforschung in den Geistes- und Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben, die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Überlieferung sichern. Sie ist ferner Trägerin des Leibniz-Rechenzentrums, eines der größten Supercomputing-Zentren Deutschlands, und des Walther-Meißner-Instituts für Tieftemperaturforschung. Seit 2010 betreibt sie ein Förderkolleg für den exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs in Bayern.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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