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10.08.2011 12:53

Für eine verantwortungsvolle Hobbyfischerei auf globaler Ebene

Jan Zwilling Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Nationale und internationale Fischereiexperten haben am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die erste global gültige Richtlinie für eine verantwortungsvolle Freizeitfischerei entwickelt und abgestimmt.

    Eine auf Initiative der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agricultural Organization of the United Nations, FAO) einberufene Fachberatung hat am 06.08.2011 die ersten internationalen Richtlinien für eine verantwortungsvolle Freizeitfischerei vorgelegt. 20 nationale und internationale Vertreter aus Fischereiforschung, Politik und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen kamen dazu vom 5. bis 6. August in Berlin zusammen. Die Richtlinien unterstützen eine nachhaltige Angelfischerei auf Grundlage des FAO-Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fischerei. Anlass war der durch einige FAO-Mitgliedsstaaten artikulierte Bedarf an einer Orientierungshilfe zu Umgang und Management der Hobbyfischerei, die zunehmend als wichtige und teilweise bereits dominierende Fischereiform in natürlichen Gewässern akzeptiert wird. Die nun vorliegenden Technischen Richtlinien werden 2012 dem FAO Committee on Fisheries (COFI) zur Ratifikation vorgelegt.
    In vielen Regionen der Welt ist die Angelfischerei eine wichtige Freizeitbeschäftigung und Nutzungsform wildlebender Fischbestände. Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung geht während der Freizeit auf Fischfang, alleine in Europa, Nordamerika und Ozeanien angeln 140 Millionen Menschen zu Hobbyzwecken. Die Ausgaben der Angler nähren einen ganzen Wirtschaftszweig. Weltweit hängen mehrere Millionen Arbeitsplätze vom Angeln ab, die dadurch ausgelösten Geldströme lassen sich mit mehreren Milliarden US-Dollar jährlich beziffern. In vielen Regionen und Ländern, so auch in den Binnengewässern Deutschlands, erwirtschaftet die Angelfischerei bereits höhere Umsätze und schafft mehr Arbeitsplätze als die kommerzielle Fischerei oder die Aquakultur. Die Angelfischerei ist mit ihrer großen Anhängerschaft daher in vielen Ländern Hauptnutzer von Wildfischbeständen in Binnengewässern und in vielen Küstenbereichen der Industrienationen. Ihre Bedeutung steigt in vielen Schwellenländern kontinuierlich an.
    Die Technischen Richtlinien zur Angelfischerei, die nun in einem international ausgerichteten Beratungsprozess durch die FAO entwickelt wurden, übersetzen die wichtigsten Bestimmungen und Empfehlungen des FAO Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Angelfischerei aus dem Jahr 1995 in spezifische Empfehlungen zur nachhaltigen Angelfischerei. Das Dokument wendet sich insbesondere an Entscheidungsträger in der Fischereipolitik, im Fischereimanagement, an Vertreter von Nichtregierungsorganisation und nicht zuletzt an die Anglerschaft, hat aber insgesamt nur Empfehlungscharakter.
    Die Richtlinien beziehen sich auf alle Formen der Angelfischerei (z.B. entnahmeorientierte Angelfischerei wie in Deutschland typisch oder das Angeln auf Basis des Freilassens aller gefangenen Fische) und auf alle Gewässertypen (Salz- und Süßwasser). Das Leitbild des verantwortungsbewussten Umgangs mit Gewässern und Fischbeständen wird in den Richtlinien hervorgehoben. Weitere maßgebliche Managementansätze umfassen Ökosystem-orientierte Bewirtschaftung, Vorsorgeansatz und das adaptive Management auf Basis strukturierter Entscheidungsfindungsprozesse und quantifizierbarer Ziele. Zur Umsetzung dieser wesentlichen Empfehlungen sind die Regierungen aufgerufen, die monetären und edukativen Investitionen in die Bewirtschaftung der Angelfischerei zu intensivieren.
    Die Technischen Richtlinien würdigen den enormen Nutzen der Angelfischerei für die Gesellschaft. Darüber hinaus wird ihre Bedeutung für den Erhalt der aquatischen Biodiversität, der Lebensräume gefährdeter Arten sowie gesamter Gewässersystem hervorgehoben. Aus diesem Grund sollten die Interessen der Angelfischerei stets bei allen Managemententscheidungen einbezogen werden, die aquatische Ökosysteme, Küsten oder Einzugsgebiete in Binnengewässern betreffen. Darüber hinaus wird in den Richtlinien gefordert, die möglichen ökologischen Einflüsse der Angelfischerei durch angepasste Bewirtschaftungsmethoden zu adressieren. Die unterschiedlichen Ziele und Vorstellungen von Angel- und Berufsfischerei sowie die dabei unterschiedlich ausgeprägten Governance- und Managementsysteme erfordern aber fischerei- und regionenspezifische Lösungen zum Umgang mit Aspekten wie selektive Befischung und Verschleppung gebietsfremder Arten durch Fischbesatz.
    Die Expertenkonsultation zur Entwicklung der Technischen Richtlinien der FAO für eine verantwortungsvolle Freizeitfischerei fand vom 5.-6. August 2011 am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) statt, direkt im Anschluss an die 6. Weltangelkonferenz an der Humboldt-Universität zu Berlin (www.worldrecfish.org), die vom 1.-4. August 2011 tagte. Die Richtlinien für die Freizeitfischerei werden aller Voraussicht nach Anfang November 2011 von der FAO veröffentlicht. In sechs Sprachen übersetzt wird das Dokument dann unter http://www.fao.org/fishery/ccrf/guidelines/en verfügbar sein.

    Kontakt:
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Eva-Maria Cyrus
    Abt 4, Biologie und Ökologie der Fische
    Müggelseedamm 310
    12587 Berlin
    Tel: +49 - (0)30 - 64181- 654
    Fax: +49 - (0)30 - 64181- 750
    E-Mail: cyrus@igb-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.igb-berlin.de
    http://www.fao.org/fishery/ccrf/guidelines/en


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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