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04.09.2009 12:34

Vorstoß für Gleichstellung: Universität Hohenheim will 20 Prozent Professorinnen bis 2020

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    Neuer Gleichstellungsförderplan sieht explizite Quoten vor

    Ernst machen mit guten Vorsätzen: Die Universität Hohenheim führt eine Quotenregelung für Wissenschaftlerinnen ein, um den Anteil der Professorinnen bis 2020 auf 20 Prozent und langfristig auf 30 Prozent zu steigern. Bei Neuberufungen will die Universität deshalb künftig 40 Prozent weibliche Kandidaten berücksichtigen. Dies legt der neue Gleichstellungsförderplan der Hochschule fest. Als eine zentrale Maßnahme, um das ambitionierte Ziel zu erreichen, will die Hochschule künftig exzellente Wissenschaftlerinnen mit Hilfe von Datenbanken aktiv anwerben.

    Chancengleichheit ist mehr als Kinderbetreuung - Starke Rückendeckung für diese Ansicht erhält die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Ute Mackenstedt, jetzt von der Universitätsleitung. Mit dem aktuellen Gleichstellungsförderplan segnete der Universitätsrat nun konkrete Quotenregelungen ab, die bis 2020 umgesetzt werden sollen. Damit folgt sie auch offiziellen Vorgaben: Der Gleichstellungsförderplan ist ein Teil des Struktur- und Entwicklungsplans, zu dem die Hochschulen alle fünf Jahre durch das Wissenschaftsministerium aufgefordert werden.

    Wissenschaftspolitisch hat das Thema Gleichstellung in den vergangenen Jahren enormen Schub erhalten. Einer der wichtigsten Motoren ist die Deutsche Fördergemeinschaft: mit ihren Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards beschloss die Förderorganisation im Jahr 2008 definitiv, Gelder für Forschungsprojekte zunehmend an die Bedingung zu knüpfen, dass die Forschungseinrichtungen eine aktive Gleichstellungspolitik betreiben.

    Kaskadenmodell soll Geschlechterverhältnis langfristig ausgleichen

    "Mit Projekten wie der KiTa Kleinstein, den Campus-Ferien oder der Kinderfeuerwehr hat sich Hohenheim bereits als Vorreiter in Sachen familienfreundliche Hochschule profiliert", fügt die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hohenheim hinzu. "Leider klafft aber immer noch eine Riesenlücke zwischen dem mehr als ausgeglichenen Frauenanteil unter den Studierenden und dem vergleichsweise marginalen Anteil 7,2 Prozent Professorinnen zu Beginn des Jahres 2009. Die Quotenregelung soll nun Schritt für Schritt für Ausgleich sorgen."

    Die Hochschule setzt dabei auf das Kaskadenmodell. "Der Frauenanteil nimmt von der Ebene der Studierenden über die Doktoranden, Habilitanden bis hin zu den Professoren schrittweise ab", erläutert Prof. Dr. Mackenstedt. "Unser erstes Ziel lautet deshalb, den Prozentsatz auf die jeweils höhere Stufe zu übertragen. Bis 2020 soll es in Hohenheim also beispielsweise prozentual genauso viele weibliche Professuren geben, wie derzeit weibliche Habilitationen - 20 Prozent."

    Die Quotierungen sind Teil des Struktur- und Entwicklungsplans und gelten übergreifend für die gesamte Hochschule. "Wir werden den Beschluss in die Zielvereinbarungen mit den einzelnen Fakultäten aufnehmen und dabei die jeweils aktuelle Berufungslage berücksichtigen", erläutert Rektor Prof. Dr. Hans-Peter Liebig die Umsetzung der neuen Regelung.

    Mit Datenbanken aktiv auf Spitzen-Frauen zugehen

    Der Sorge, es würden sich zu wenig hervorragend qualifizierte Frauen für die freien Stellen finden, hält die Gleichstellungsbeauftragte ein konkretes Maßnahmenbündel entgegen.

    "Bereits jetzt geht die Universität in Berufungsverfahren aktiv auf besonders geeignete Kandidaten zu und ermuntert diese, sich auf den freien Lehrstuhl zu bewerben.", erklärt Prof. Dr. Mackenstedt. In der Vergangenheit seien diese fast ausschließlich männliche Kandidaten gewesen. "Künftig sollen Berufungskommissionen für die aktive Rekrutierung auch solche Spezial-Datenbanken heranziehen, die einen großen Pool von Frauen mit Spitzenqualifikationen auflisten."

    Gleichstellung beginnt bei der Wahrnehmung

    Auch die Berufungskommissionen selbst sollen künftig zu einem Viertel aus Frauen bestehen, denn Gleichstellung beginnt bereits bei der gerechten Beurteilung von Kandidaten. "Häufig bewerten wir aus unserer Sozialisation heraus die Leistung von Frauen unbewusst anders als die von Männern", weiß Prof. Dr. Mackenstedt. Spezielle Schulungen sollen potentielle Mitglieder der Berufungskommission deshalb künftig besonders für Gleichstellungsaspekte sensibilisieren.

    Als weitere Maßnahme will das Gleichstellungsbüro künftig eine Servicestelle anbieten, um dem jeweiligen Lebenspartner der berufenen Person bei der Suche nach einer adäquaten Beschäftigung zu unterstützen. "Dies ist wichtig, da insbesondere Frauen dazu tendieren, ihren Berufsort stark von der Beschäftigung ihres Partners abhängig zu machen."

    Gleichstellung darf kein Randthema sein

    Generell soll der anstehende Gleichstellungsförderplan tief in die Strukturen der Universität eingreifen, um als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Universität zu wirken. "Gleichstellungsförderung muss sich als echte Querschnittsaufgabe etablieren, die ständig evaluiert, justiert und weiter entwickelt werden muss", erklärte Prof. Dr. Mackenstedt.

    Auch auf der Ebene der Studierenden möchte die Gleichstellungsbeauftragte ansetzen. "Wir müssen Frauenstipendien wie das 'Margarethe von Wrangell-Stipendium' besser bewerben und unser erfolgreiches Mentoring-Programm für Studentinnen weiter engagiert fortsetzen."

    Ansprechperson:
    Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hohenheim
    Tel.: 0711/459-22275
    Fax: 0711/459-22276
    E-Mail: mackenstedt@uni-hohenheim.de

    Text: Leonhardmair / Klebs


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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