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14.03.2008 12:47

Universität Kassel beruft Professor Dr. Karol Sauerland auf die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur 2008

Ingrid Hildebrand Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

    Die Franz-Rosenzweig-Professur der Universität Kassel erhält in diesem Jahr der Warschauer Professor Dr. Karol Sauerland.

    Kassel. Die Franz-Rosenzweig-Professur der Universität Kassel erhält in diesem Jahr der Warschauer Professor Dr. Karol Sauerland. Sauerland lehrt Ästhetik und Literatur an den Universitäten in Warschau und Thorn. Seit 1987 vergibt die Universität Kassel die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an Wissenschaftler, die von den Nationalsozialisten in die Emigration gezwungen wurden. Karol Sauerland gehört zu der Generation, die nicht mehr direkt von der Verfolgung betroffen war. Die Universität Kassel gewinnt mit ihm einen international renommierten Gelehrten, dessen Forschung jenen Geist der Erinnerung an eine verlorene deutsch-jüdische Normalität in besonderem Maße verkörpert, für den die Institution der Franz-Rosenzweig-Gastprofessuren symbolisch steht.

    Karol Sauerland, 1936 als Sohn deutscher Emigranten in Moskau geboren, studierte nach dem Abitur in Halle/Saale von 1955 bis 1957 zunächst Philosophie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Nachdem er dieses Studium auf Grund seines Engagements für den politischen Umbruch in Polen aus politischen Gründen abbrechen musste, arbeitete er eine Zeitlang als Hilfsarbeiter in Ost-Berlin und übersiedelte dann nach Polen, wo er bald die polnische Staatsbürgerschaft annahm. Von 1958-63 studierte er in Warschau Mathematik und Germanistik. Mit einer Arbeit zu Wilhelm Diltheys Erlebnisbegriff (Diltheys Erlebnisbegriff. Entstehung, Glanzzeit und Verkümmerung eines literaturhistorischen Begriffs, Berlin / New York 1972) wurde er im Jahre 1970 promoviert. 1975 habilitierte er sich an der Universität Warschau mit einer Arbeit zu Adornos Ästhetik (Adornos Ästhetik des Nichtidentischen, Warschau 1975). Bereits im Jahr der Habilitation zum Universitätsdozenten ernannt, leitete Karol Sauerland seit 1977 die Abteilung für deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Warschauer Universität. Von 1979 bis 1986 hatte er den Lehrstuhl für Germanistik an der Copernikus-Universität in Toruñ (Thorn) inne, den er, der 1980 der Gewerkschaftsbewegung Solidarno?? beigetreten und bald in deren Vorstand an der Universität Thorn gewählt worden war, freilich aus politischen Gründen wieder verlor. Erst 1989 wurde er durch den Staatsratsvorsitzenden Polens offiziell zum Professor ernannt, weil ein bereits 1982 gestellter Antrag auf Verleihung der Professur von der kommunistischen Partei Polens blockiert worden war. Seither leitete er bis zum Jahre 2005 die Abteilung für Literaturwissenschaft seiner Universität.

    Obgleich Karol Sauerland in den Jahren 1983 bis 1987 verschiedensten staatlichen Schikanen ausgesetzt war, entwickelte er mit bis heute unverminderter Schöpfungskraft und Originalität ein breites philosophisches und literaturwissenschaftliches Œuvre. Von seinen weit über 200 Veröffentlichungen seien hier nur seine zahlreichen Artikel zur Wahrnehmung des Judentums in der Literatur und zur neueren Geschichte des Judentums in Polen sowie das Buch "Polen und Juden zwischen 1939 und 1968. Jedwabne und die Folgen", Berlin 2004, genannt. Karol Sauerlands wissenschaftliches Werk hat in Deutschland breite Anerkennung erfahren, die sich u.a. 1993 in der Berufung in den Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und 1995 in der Verleihung des Humboldt-Preises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung niederschlug. Zudem wurden ihm zahlreiche Einladungen zur Wahrnehmung von Gastprofessuren (an der ETH Zürich, an der FU Berlin sowie an den Universitäten Mainz, Frankfurt am Main und Hamburg) zuteil. 1994 war er Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin.

    Karol Sauerland wird an der Universität Kassel im Sommersemester 2008 Lehrveranstaltungen anbieten zu den Themen "Literarische Schreibweisen über den Holocaust", "Die Wahrnehmung von Ostjuden in der deutschen Literatur" und "Dichter, Denker und die Macht. Modelle, Realität und Theorien".
    Seine öffentliche Antrittsvorlesung am 2. April 2008 um 18 Uhr, Raum 0422, Diagonale 9 hat das Thema: "Das Verhältnis deutscher Dichter und Denker zum Ostjudentum".

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    Info
    Universität Kassel
    Prof. Dr. Stefan Majetschak
    Tel: 0561-804-5328 / 030-30207944
    Mobil: 0173-5221057
    Email: stefan.majetschak@uni-kassel.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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