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08.01.2015 14:21

Höllengesichter. Torsion und Defiguration in Dantes Divina Commedia

Sabine Zimmermann Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ)

    Neues Projekt am ZfL: „Höllengesichter. Torsion und Defiguration in Dantes Divina Commedia und in ausgewählten Bildgattungen“

    Gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung wird die Literaturwissenschaftlerin Mona Körte von 2015–2017 das Forschungsprojekt „Höllengesichter. Torsion und Defiguration in Dantes Divina Commedia und in ausgewählten Bildgattungen“ bearbeiten.

    Das Erkenntnisinteresse dieses neuen Forschungsprojekts zielt auf die in der Commedia entwickelten Ansätze zu einer ›Kultur der Person‹, die speziell das Gesicht zwischen einer allegorisch-überpersönlichen Deutung und einer beginnenden Ausformulierung des Individuellen oszillieren lassen. Dantes Divina Commedia gründet bekanntlich auf einer intrikaten Verflechtung von Theologie und Ästhetik, einem schier unermesslichen Reichtum an Wissensbezügen sowie einer äußerst disziplinierten poetischen Anlage. Vielfach wird diesem Gedicht als summa theologischen, kosmologischen und anthropologischen Wissens und durch seine ›volkssprachliche‹ Natur der Status einer Schwellenkunde zwischen Mittelalter und Neuzeit zugeschrieben. Dabei fand eine für die europäische Kulturgeschichte einzigartige Konstellation jedoch bislang zu wenig Beachtung: Denn an der Wende von einer scholastisch-christlich geprägten Deutung der Person zu einer Kultur der Selbstentdeckung des Menschen wachsen auch die Ansprüche an das Gesicht als einer exponierten Ausdrucksinstanz.

    Das philologisch und bildwissenschaftlich angelegte Projekt ist bestrebt, die sinnliche Erscheinungsweise toter Seelen, die Ansichtigkeit der Höllenbewohner in Dantes Commedia und der sich formierenden Bildgeschichte zu konkretisieren bzw. die poetischen, piktoralen und kinetischen Prozesse der Gesichtsgebung genauer zu fassen. Denn obwohl sich insbesondere das "Inferno" in seiner sprichwörtlich bildhaften Plastizität wesentlich auf den physischen Ausdruck der Sünder richtet, ist das Gesicht als Index der von Dante so drastisch beschworenen »orribil arte« (Kunst des Schreckens) bislang nicht untersucht worden. Dabei lässt sich gerade bei Dante und in seiner Folge bei zahlreichen Künstlern ein Bild des Menschen entdecken, das mithilfe körperlicher Schaustellungen, Torsionen und Defigurationen expandiert. So werden beispielsweise im Prospekt Sandro Botticellis, in den Holzstichen Gustave Dorés, den Farbxylografien Salvador Dalís sowie dem frühen Stummfilm, dem (Dante-)Comic und der Graphic Novel in der Dichtung selbst angelegte Prozesse der Gesichtsgebung, genauer das Verhältnis von descriptio und defiguratio, vorangetrieben und mit genretypischen Dispositionen wie die der Serialität und Mehransichtigkeit von Figuren kombiniert. Dabei gilt es intermediale Bezüge und Verbindungen zu den formalen Elementen populärer Genres herauszustellen und damit eine ästhetische Matrix freizulegen, die bis in die Bildlogik gegenwärtiger populärer Kultur fortwirkt.

    Das Projekt „Höllengesichter. Torsion und Defiguration in Dantes Divina Commedia und in ausgewählten Bildgattungen“ ist eine Fortsetzung des ZfL-Projekts „Gesicht als Artefakt“ (2011–2013).


    Weitere Informationen:

    http://www.zfl-berlin.org/dantes-hoellengesichter.html
    http://www.zfl-berlin.org/personenliste-detail/items/koerte.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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