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05.09.2006 12:02

Produkt optimieren, Entwicklungszeit reduzieren: German Living Labs Day informiert zu Möglichkeiten der Mitarbeit

Sabine Nollmann Öffentlichkeitsarbeit
BIBA - Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft an der Universität Bremen

    Zum Mond können sie fliegen, aber die Sache mit dem Verpacken von Getränken scheint etwas schwieriger zu sein: Kaum ein Tetrapack lässt sich unfallfrei öffnen. Da möchte man dem Hersteller doch manchmal gerne seine Ideen zur Verbesserung des Produktes vortragen. Nicht nur die Verbraucher selbst, sondern auch alle anderen, die irgendwie mit dem Produkt zu tun haben, können zu seiner Optimierung beitragen. Das meint jedenfalls die EU-Kommission. Deswegen wird sie ein europaweites Netzwerk einrichten, in denen all diese "Betroffenen" in den Produktentwicklungs- und Forschungsprozess eingebunden werden. "Living Labs" heißen solche virtuellen Netzwerke. Sie formieren sich in realen Lebensräumen mit regionalem Bezug. Zehn Länder sind an dem EU-Vorhaben beteiligt. Deutsche Partner sind das Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) an der Universität Bremen und die Bremer Investitions-Gesellschaft mbH (BIG). Im März begannen die Arbeiten zu dem 18-monatigen Projekt. Nun laden BIBA und BIG zu einer kostenlosen, internationalen Informationsveranstaltung nach Bremen ein und möchten auch Interessenten zum Mitmachen in dieser Gemeinschaft motivieren: 14. September, 9 bis 19 Uhr, World Trade Center Bremen, Birkenstraße 15, 28195 Bremen

    "Rund 85 Prozent der Forschungs- und Entwicklungszeit werden in Produkte investiert, die nie auf den Markt gelangen. Entweder lösen sie kein reales Problem der Praxis, oder sie müssen erst aufwändig an die realen Bedarfe angepasst werden", sagt Dipl.-Inform. Karl A. Hribernik. Der BIBA-Wissenschaftler beruft sich auf aktuelle Studien. "Nur 18 Prozent der auf den Markt gebrachten Innovationen sind nachhaltig erfolgreich", sagt er. Dazu Professor Dr.-Ing. Klaus Dieter Thoben, Leiter des BIBA-Forschungsbereiches Informations- und kommunikationstechnische Anwendungen in der Produktion: "Die Gründe dafür liegen in der gängigen Praxis, Forschung und Produktentwicklung aus Sicht technischer Möglichkeiten zu betreiben."

    Natürlich haben auch die Forscher die technischen Möglichkeiten zur Produktion und für den Vertrieb der Produkte im Blick, hier aber in einer ganz anderen Hinsicht: Ziel des BIBA in dem Projekt ist grundsätzlich der Aufbau von "Living Labs". Ihre Gestaltung ist offen: Regional können sie sein, branchenspezifisch oder auf verschiedene Lebensbereiche und -rollen bezogen. Unterschiedlichste Bezüge können die "Living Labs" haben, die möglichen Kontexte sind zahlreich. Wesentliche Probleme dabei sind die Organisation, die Zielgruppenansprache und vor allem die Gestaltung der Informationsflüsse. "Hier bieten die neuen Informations- und Telekommunikationstechniken vielfältige Möglichkeiten", sagt Thoben. "Wir wollen den Wissensaustausch zwischen allen Beteiligten fördern, vereinfachen und beschleunigen, um so am Ende den optimalen Nutzen interner und externer Informationen zu gewährleisten." So könnten Unternehmen auch Ideen von außerhalb in die Gestaltung ihrer Produkte einfließen lassen - ganz nach dem Prinzip der "Open Innovation". Über viele Wege sei eine direkte Kommunikation mit dem Markt möglich.

    "An vielen Orten und bei vielen Menschen ist spezielles Wissen zu einem Produkt vorhanden", sagt Hribernik. Sicher beim Verbraucher, aber auch beim Spediteur oder Lagerarbeiter, beim Supermarktbetreiber oder beim Arbeiter in der Produktion und dem Außendienstler im Vertrieb. "Dieses Wissen ist sehr wertvoll", betont er, und die "Living Labs" sollten es einfach und direkt wirtschaftlich nutzbar machen. Besonders diesen Aspekt hat die BIG im Fokus. Ihr liegt daran, die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in ihrer Position zu stärken. Hier gebe es ein sehr großes Potenzial, sagt Dieter Voß, "Living Labs"-Projektleiter in der BIG.

    "Die Orientierung der Forschung und Entwicklung (F&E) an den Bedürfnissen, den Bedarfen und der Nachfrage von Kunden, Anwendern und Nutzern ist zur Optimierung von F&E-Prozessen dringend notwendig", sagt der Wirtschaftsförderer. Allerdings erweise sich eine solche Verankerung besonders für KMU und Forschungsprojekte oft als kostenaufwändig und schwierig. In diesem Zusammenhang stelle das "Living Labs"-Konzept eine wieder verwendbare Infrastruktur zur Verfügung, die eine gemeinschaftliche Forschung und Entwicklung für innovative Produkte und Dienstleistungen mit den Kunden und Nutzern ermöglicht. Von der Ideenfindung über die Konzepterstellung bis hin zur Marktanalyse - die einzelnen Prozessschritte der innovativen Forschung und Produktentwicklung könnten so "ko-kreativ" durchgeführt werden. Voß ist von der erfolgreichen Etablierung von "Living Labs" auch hierzulande überzeugt und baut dabei auf den Hightech-Standort Bremen: "Als "Mobile City" hat sich Bremen bereits international einen Namen gemacht und in vielen Projekten seine Innovationskraft bewiesen."

    Die Initiative "European Network of Living Labs" der Europäischen Kommission

    Die Initiative "European Network of Living Labs" ist eine Aktivität der Forschungs- und Innovationsgemeinden der EU. Ihr Ziel ist die Etablierung eines "Living Labs"-Netzwerkes in Europa, das Forschungs- und Innovationsaktivitäten unterstützen soll. Diese Aktivität ist eines der Kernthemen der finnischen EU-Präsidentschaft im IST-Programm der EU (Technologien der Informationsgesellschaft). An dem "Living Labs"-Netzwerk partizipieren etwa 20 europäische Regionen in vier IP-Vorhaben (Integrated Projects). Derzeit wird es aufgebaut und im November 2006 im Rahmen der IST-Konferenz in Helsinki eröffnet.

    Über das Konzept individueller "Living Labs" hinaus wird durch die beabsichtigte Vernetzung eine Erweiterung der Multikontextualität über verschiedene Dimensionen hinaus angestrebt. Hierbei soll eine Komplementarität in branchenspezifischen "Living Labs" mit regionaler, sprachlicher und kultureller Differenzierung hergestellt werden. Durch den Zugang zu verschieden ausgeprägten "Living Labs" ist eine differenzierte Analyse der Ergebnisse von ko-kreativen Prozessen geplant. Einen weiteren Vorteil für Kunden sollen regionale "Living Labs" durch den Zugang zu den Märkten aller dem Netzwerk angeschlossenen Regionen bieten.

    Anmeldungen bis 12. September bei:
    Dipl.-Wi.-Ing. Alexander Hesmer, Tel.: 0421 218-55 41, E-Mail: hes@biba.uni-bremen.de
    Birgit Erdfelder, Tel.: 0421 218-55 12, E-Mail: er@biba.uni-bremen.de

    Ihre Ansprechpartner:
    Prof. Dr.-Ing. Klaus-Dieter Thoben (BIBA), Tel.: 0421 218-55 12, E-Mail: tho@biba.uni-bremen.de
    Dipl.-Inform. Karl A. Hribernik, (BIBA), Tel.: 0421 218-55 32, E-Mail: hri@biba.uni-bremen.de
    Dieter Voß (BIG), Tel: 0421 96 00-328, E-Mail: dieter.voss@big-bremen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.biba.uni-bremen.de
    http://www.ikap.uni-bremen.de/fileadmin/download/AgendaGermanLivingLabsDay.pdf - Programm
    http://www.corelabs.eu
    http://www.idw-online.de/pages/de/event17985 - Veranstaltungsankündigung im idw


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Maschinenbau, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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