Wie lassen sich Schiffsflotten künftig noch wirtschaftlicher betreiben? Das ist die zentrale Frage in dem neuen Forschungsprojekt "Integriertes Life Cycle Management für die Seewirtschaft" (MarLife) des Bremer Instituts für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) an der Universität Bremen. Ziel des Vorhabens ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Seewirtschaft auf dem globalen Markt zu fördern.
Ein Schiff hat ein langes Leben. Eigner betrachten die wirtschaftliche Lebensdauer und rechnen je nach Schiffstyp mit durchschnittlich 25 bis 30 Jahren. Die Wissenschaftler des BIBA betrachten das Produkt "Schiff" umfassender. Für sie beginnt der Lebenszyklus eines Schiffes mit der Idee und der Angebotsphase, und er endet mit der Wiederverwertung seiner Bestandteile. Zudem sehen sie es als ein System mit einer Vielzahl an Beteiligten und Einflüssen. Hier greift das neue Vorhaben des BIBA-Bereiches Produktentwicklung, Prozessplanung und Computerunterstützung (PPC): Das dreijährige Forschungsprojekt "MarLife" untersucht das komplexe Zusammenwirken in diesem System. Ziel des vom BIBA initiierten und geleiteten Projektes ist es, Schiffsflotten künftig noch effektiver, effizienter und umweltschonender betreiben zu können. In dem Projekt haben sich elf norddeutsche Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengeschlossen. Es hat ein Volumen von 2,5 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Wann braucht der Motor eine Wartung, welche Aufträge liegen vor und wo wird wann die nächste Ladung aufgenommen oder gelöscht? Welche Reparatur ist notwendig, wann die nächste Klassifizierung, der Schiffs-TÜV, oder womit hat die Mannschaft Probleme und welche Daten müssen an Bord für sie vorgehalten werden? Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich das MarLife-Konsortium in den nächsten drei Jahren. Unzählige Komponenten beeinflussen die Wirtschaftlichkeit eines Schiffes und erfordern eine immense Koordination. Werden diese Aspekte schon bei der Planung und beim Bau eines Schiffes berücksichtigt, lässt es sich ökonomischer und ökologischer betreiben.
So geht es den Entwicklern zum Beispiel um eine flottenübergreifende Ersatzteillagerung, die optimale Planung von Liegezeiten oder eine verbesserte Dokumentation des Ist-Zustandes eines Schiffes. Die Optimierung von Wartungszyklen und Instandhaltungsmaßnahmen zum Beispiel kann zu einer höheren Verfügbarkeit von Schiffen führen. Und das bei gleichzeitiger Minimierung der Kosten. Es geht darum, Liegezeiten zu minimieren, den Schiffsbetrieb zuverlässiger zu gestalten und die Umwelt zu schonen. Dabei wollen die Projekt-Beteiligten nicht nur den Einsatz, die Wartung und die Reparatur von Schiffen optimieren, sondern sie wollen auch künftige Standards definieren. Dafür gilt es, Prozesse zu optimieren, von Anfang an die branchenübergreifende Zusammenarbeit zu fördern oder die modernen Kommunikationstechniken mit all ihren Möglichkeiten zu nutzen.
In Deutschland arbeiten mehr als 220.000 Menschen in der maritimen Wirtschaft. Sie bewirkt eine Gesamtwertschöpfung von rund 14 Milliarden Euro. Die von der Bundesregierung veröffentlichten Zahlen bestätigen die Bedeutung dieses Sektors als herausragenden Wirtschaftsfaktor, und nicht nur der Bund geht davon aus, dass die Branche mit dem wachsenden internationalen Markt in den kommenden Jahren weiter zulegen wird.
"Die deutsche Schiffbauindustrie unternimmt alle Anstrengungen, um ihre Wettbewerbsposition mit neuen Produkten und Produktionsverfahren zu verbessern", sagt Prof. Dr.-Ing. Dieter H. Müller, Leiter des BIBA-Bereiches PPC. "Die Marktchancen liegen jedoch nicht nur in steigender Qualität, kürzeren Produktionszeiten und geringeren Kosten", führt er weiter aus. Entscheidend sei die konsequente Weiter- und Neuentwicklung des Produktes 'Schiff' selbst - dies aber unter Einbeziehung der am System 'Schiff' Beteiligten. "Das gelingt uns nur, wenn wir hier Sektor übergreifend denken und interdisziplinär handeln", sagt Müller. Daher freut er sich auch über die ungewöhnliche Zusammenstellung des Projektkonsortiums: "Das war eine besondere Herausforderung". Es sei gelungen, auch drei Reeder an dem Vorhaben zu beteiligen.
Die Partner im Projekt "MarLife":
Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA), Bremer Institut für angewandte Strahltechnik (BIAS), Lehrstuhl für Schiffbau/Stahlbau der Universität Rostock, Beluga Fleet Management GmbH & Co. KG (Bremen), Hartmann Schiffahrts GmbH & Co. KG (Leer), Lloyd Werft Bremerhaven GmbH, Lürssen Logistics GmbH & Co. KG (Bremen), Siemens AG (Industrial Solutions and Services, Hamburg), Ms Logistik Systeme GmbH (Rostock), Energie-Umwelt-Beratung e.V. - Institut (Rostock), Germanische Lloyd AG (Hamburg)
Fotos: http://maqweb.biba.uni-bremen.de/presse
Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Dieter H. Müller (BIBA), Tel.: 0421 218-55 30, E-Mail: ml@biba.uni-bremen.de
Dipl.-Ing. Heiko Gsell (BIBA), Tel.: 0421 218-55 75, E-Mail: gll@biba.uni-bremen.de
Dipl.-Wirt.-Ing. Nils Homburg (BIBA), Tel.: 0421 218-55 42, E-Mail: hom@biba.uni-bremen.de
Den Einsatz, die Wartung und die Reparatur von Schiffen optimieren.
Foto: Lloyd Werft Bremerhaven
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Liegezeiten minimieren und den Schiffsbetrieb zuverlässiger gestalten.
Foto: Beluga Schipping, Bremen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Informationstechnik, Maschinenbau, Verkehr / Transport, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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