idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.12.2014 12:50

Jäger drängten Mammuts schon vor 30.000 Jahren zurück

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Tübinger Forscher finden Hinweise gegen die These vom klimatisch bedingten Aussterben der großen Pflanzenfresser

    Intensive Jagd durch den Menschen hat offenbar schon vor etwa 30.000 Jahren zu einem Rückgang der Mammutpopulationen in Westeuropa geführt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher der Universität Tübingen sowie der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in einer Studie. Wie die Wissenschaftler um die Biogeologin Dr. Dorothée G. Drucker im Fachmagazin „Quaternary International“ berichten, lässt sich bei der Analyse von Knochen, Zähnen sowie Mammutelfenbein aus der Phase des sogenannten Gravettien (etwa 30.500 bis 22.000 Jahre vor unserer Zeit) zeigen, dass die klimatischen Bedingungen wie auch die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser für die großen Pflanzenfresser dieser Epoche stabil waren.

    Trotzdem ist während des Gravettiens ein deutlicher Rückgang der Funde von Gebrauchs- oder Kunstgegenständen aus Mammutknochen oder –elfenbein festzustellen. Drucker und der Tübinger Biogeologe Professor Hervé Bocherens vom Senckenberg Center for Human Evolution and Paleoenvironment (HEP) werteten dazu vor allem Funde von der Schwäbischen Alb, sowie aus dem südwestfranzösischen Dordogne-Tal aus. Mit Unterstützung durch Forscher des Nationalmuseums für Naturgeschichte in Paris fanden Drucker und Bocherens nun weitere Hinweise für die These, dass das langsame Verschwinden der großen Pflanzenfresser mit einer intensiven Bejagung zusammenhing.

    Dazu analysierten sie die stabilen Isotopenzusammmensetzungen von Mammut-, Pferde- und Rentierknochen. Die Verhältnisse der Kohlenstoff, Schwefel und Stickstoffisotope geben Hinweise auf die Stabilität der ökologischen Nische. Dabei fanden sie bei allen drei Tierarten überwiegend konstante Isotopenkonzentrationen während des Gravettiens, die ökologischen Bedingungen für diese Arten waren also nach wie vor gegeben.

    Eine auffällige Veränderung zeigte sich allerdings bei den Überresten der Pferde im Schwäbischen Jura. Hier stieg im Laufe der Zeit die Konzentration des Stickstoff-Isotops 15N allmählich an und näherte sich während des Gravettiens den Werten des Mammuts an. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Pferde in diesem Gebiet allmählich die ökologische Nische des sich im Rückzug befindlichen Mammuts einnahmen. Um zu klären, ob es hierfür klimatische Argumente gibt, untersuchten sie zudem den Gehalt des Sauerstoff-Isotops 18O ‒ Veränderungen im Gehalt dieses Isotops wären ein Hinweis auf klimatische Veränderungen.

    Es hätten sich jedoch keine wesentlichen Hinweise auf dramatische klimatische Veränderungen in dieser Epoche gefunden, erklärt Drucker. „Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass der Rückgang der Mammutpopulationen in Südwestdeutschland durch den Menschen verursacht wurde.“ Die eiszeitlichen Jäger und Sammler hätten damit schon vor mehr als 20.000 Jahren ganz erheblich in das von ihnen bewohnte Ökosystem eingegriffen.

    Originalpublikation:
    Dorothee G. Drucker, Carole Vercoutere, Laurent Chiotti, Roland Nespoulet, Laurent Crepin, Nicholas J. Conard, Susanne C. Münzel, Thomas Higham, Johannes van der Plicht, Martina Laznickova-Galetova, Herve Bocherens: “Tracking possible decline of woolly mammoth during the Gravettian in Dordogne (France) and the Ach Valley (Germany) using multi-isotope tracking (13C, 14C, 15N, 34S, 18O)”; Quaternary International, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.quaint.2014.11.028

    Kontakt:
    Dr. Dorothée Drucker
    Universität Tübingen
    Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
    Forschungsbereich Paläobiologie
    Tel. +49 (0)7071 / 29-72487
    dorothee.drucker@ifu.uni-tuebingen.de


    Bilder

    Das Mammut vom Vogelherd (gefunden 2006): Nach neuen Erkenntnissen dezimierten Jäger vor 30.000 Jahren die Population der Pflanzenfresser.
    Das Mammut vom Vogelherd (gefunden 2006): Nach neuen Erkenntnissen dezimierten Jäger vor 30.000 Jahr ...
    Foto: J. Lipták, copyright Universität Tübingen
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Das Mammut vom Vogelherd (gefunden 2006): Nach neuen Erkenntnissen dezimierten Jäger vor 30.000 Jahren die Population der Pflanzenfresser.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).