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12.11.2012 11:46

9. Deutscher Gefahrstoffschutzpreis zeichnet innovative Problemlösungen aus

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

    Berlin – Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), zeichnete heute in Berlin die Gewinner des diesjährigen 9. Deutschen Gefahrstoffschutzpreises aus, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Tagung „AGS publik“ statt, die Staatssekretär Hoofe eröffnete. Zugleich würdigte er die Arbeit des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS), der seit 40 Jahren das Ministerium berät. Veranstalter waren die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), das BMAS und der AGS. Thema war auch eine Zwischenbilanz des Risikokonzepts für krebserzeugende Stoffe.

    Der Gefahrstoffschutzpreis wird alle zwei Jahre vom BMAS ausgelobt und von der BAuA, die die Geschäfte des AGS führt, organisiert. Er honoriert auch in 2012 unter der Überschrift „Umgang mit Gefahrstoffen sicherer machen, Innovationen fördern“ vorbildliche und wegweisende Aktivitäten zum Schutz vor Gefahrstoffen. Preisträger sind die AKON GmbH in Westhausen und die Würth Elektronik GmbH & Co. KG in Niedernhall – beide Baden-Württemberg –, die einen Ozongenerator für die Leiterplattenfertigung entwickelt haben. Bei der Herstellung von Leiterplatten wird zum Herausätzen der später leitenden Strukturen aus der Kupferoberfläche bisher Wasserstoffperoxid im Litermaßstab gebraucht, um gute Ergebnisse zu erreichen – der Stoff verstärkt jedoch Brände, verursacht schwere Augenschäden und Hautreizungen und schädigt beim Verschlucken die Gesundheit.

    Das Alternativverfahren der Preisträger erzeugt mit einem Ozongenerator das Oxidationsmittel Ozon direkt an der Stelle, an der es benötigt wird. Zwar ist Ozon an sich auch ein giftiger Gefahrstoff. Es wird aber nur in geringer Menge – im Milligramm- beziehungsweise unteren Gramm-Bereich – erzeugt und direkt in der geschlossenen Anlage verbraucht. Überschüsse zerstört ein Restozon-Vernichter, der sie als Sauerstoff an die Außenluft abgibt. Das neue Verfahren ist ein deutlicher Fortschritt beim Umweltschutz, da es Gefahrguttransporte per LKW vermeidet und durch den Wegfall von Wasserstoffperoxid Arbeitssicherheit schafft. Das Ozonsystem ist zum Patent angemeldet, weitere Anwendungen sind geplant.

    Besondere Belobigungen erhielten zwei weitere Bewerber. Die PROV Produktions- und Vertriebsgesellschaft mbH aus Eilenburg in Sachsen für ihr Verfahren „RSS Flüssigboden“, das im Tiefbau die Abgasbelastung der Beschäftigten beim mechanischen Verdichten etwa mit benzin- oder dieselgetriebenen Stampfern oder Rüttelplatten erheblich senkt. Dafür wird Bodenaushub mit Wasser und ungefährlichen Materialien, die auch das Grundwasser nicht gefährden, in einen plastischen bis fließfähigen Zustand gebracht, um ihn anschließend selbstverdichtend wieder einzubauen.

    Für den Arbeitsschutz ist vorteilhaft, dass so Belastungen durch Motorabgase und Stäube, die beim sonst üblichen Verdichten entstehen, vermieden werden. Auch die Umwelt profitiert, weil der Bodenaushub wiederverwendet wird, statt wie üblich deponiert und durch Primärrohstoffe wie Sand oder Kies ersetzt zu werden. Auch der Bedarf an Materialtransporten sinkt, eine verbesserte CO2-Bilanz der Baustelle ist das Ergebnis.

    Die BauDatenbank GmbH aus dem niedersächsischen Celle wurde für ihre Online-Plattform www.baudatenbank.de zur praxisgerechten Umsetzung der REACH-Verordnung in der Lieferkette Bau belobigt. Sie will mit einem gemeinschaftlichen System auf die Anforderungen aus den europäischen Chemikalien-Verordnungen REACH und CLP sowie dem nationalen Gefahrstoffrecht reagieren. Ziel ist es, über das Online-System eine Verbindung mit den praxisnahen Informationen des GISBAU-Informationssystems herzustellen.

    So sollen die meist kleinen Betriebe der Bauwirtschaft von den bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen auftretenden Gefahren und die notwendigen Schutzmaßnahmen erfahren. Das Konzept sieht vor, dass die Hersteller von Bauprodukten ihre Sicherheitsdatenblätter artikelbezogen in ein internetbasiertes Portal einstellen und die Aktualität und Qualität der eingestellten Sicherheitsdatenblätter gewährleisten. Nutzer des Branchenportals können zu den jeweiligen Sortimenten der Hersteller die Sicherheitsdatenblätter finden, sofern verfügbar auch GISBAU-Produktinformationen. Damit könnten Fachhandel und Hersteller ihre Pflichten mit Hilfe einer zentralen und kompetenten Stelle erfüllen. Ändern sich Sicherheitsdatenblätter, übermittelt das Portal die aktualisierten Informationen automatisch an den Baustofffachhandel. Auch sollen die Datenblätter mindestens zehn Jahre nach ihrer Einstellung oder Aktualisierung allen Akteuren der Lieferkette zur Verfügung stehen.

    Der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) berät das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dafür erarbeitet er Technische Regeln und Empfehlungen zum Arbeitsschutz bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen – und das erfolgreich seit 40 Jahren. Gleichzeitig ist der AGS auch Ansprechpartner bei Fragen aus der betrieblichen Praxis (http://www.baua.de/ags).

    Die über 130 Teilnehmer der BAuA-Tagung „AGS publik“ im Besucherzentrum des Bundespresseamtes in Berlin befassten sich auch mit dem Risikokonzept für krebserzeugende Stoffe, das in der Erprobung ist. So wurde über Erfahrungen und aktuelle Entwicklungen informiert und eine erste Zwischenbilanz gezogen.
    Internet: http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/AGS/Risikokonzept.html

    Die Vorträge der Veranstaltung, nähere Informationen zu den Preisträgern und Impressionen der Preisverleihung stehen in Kürze auf der BAuA-Internetseite: http://www.baua.de/gefahrstoffschutzpreis.

    Forschung für Arbeit und Gesundheit
    Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
    http://www.baua.de


    Weitere Informationen:

    http://www.baua.de/gefahrstoffschutzpreis Weitere Informationen zum 9. Deutschen Gefahrstoffschutzpreis im Internet.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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