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18.06.2009 09:20

AF AWARE - KARDIOLOGISCHE GRUPPEN FORDERN GRÖSSERE AUFMERKSAMKEIT FÜR VORHOFFLIMMERN UND BESSERE AUFKLÄRUNG

Dr. Angelika Leute Netzwerkzentrale
Kompetenznetz Vorhofflimmern

    Umfrage zeigt, dass viele Ärzte die Behandlung von Vorhofflimmern als schwierig empfinden und die Patienten Risiken, Komplexität und Behandlungsmöglichkeiten dieser häufigsten Herzrhythmusstörung nicht kennen

    18. Juni 2009: Vier führende Patienten- und Ärzteverbände gaben am 8. Juni die Gründung von AF AWARE (Atrial Fibrillation AWareness And Risk Education) bekannt, einer gemeinsamen Initiative mit dem Ziel, den Blick auf die Probleme zu lenken, die weltweit zur wachsenden Belastung durch Vorhofflimmern (VHF) beitragen, und diese Probleme anzugehen.

    VHF ist eine häufige, aber zu selten erkannte und zu wenig verstandene Herzrhythmusstörung, die mit einer schlechten Lebensqualität, einer erheblichen Anzahl von Krankenhausaufenthalten, einem erhöhten Risiko für schwere und potenziell tödliche kardiovaskuläre Komplikationen wie z.B. Schlaganfall und einer erhöhten Mortalität einhergeht.

    Zu Beginn der weltweiten Herzrhythmuswoche sind die World Heart Federation (WHF), die Atrial Fibrillation Association (AFA), die Stroke Alliance For Europe (SAFE) und die European Heart Rhythm Association (EHRA) zusammengekommen, um die internationale Fachwelt aufzufordern, das VHF und seine kardiovaskulären Folgen stärker ins Bewusstsein zu rücken und mehr Kenntnisse über diese Probleme zu verbreiten.

    Vorhofflimmern (VHF) ist die Herzrhythmusstörung, die am häufigsten auftritt [1]. Seine Bedeutung für das öffentliche Gesundheitswesen nimmt rasch zu. Zurzeit sind allein in den USA und Europa schätzungsweise sieben Millionen Menschen davon betroffen, und diese Zahl wird sich voraussichtlich bis zum Jahr 2050 verdoppeln, da der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung wächst [1,2].

    Ursache des VHF ist eine abnorme elektrische Aktivität in den Herzvorhöfen. Dies führt zu unregelmäßigem Herzschlag, mit der Folge, dass das Blut nicht mehr effizient in den restlichen Körper gepumpt werden kann [1]. Das Vorhofflimmern geht häufig mit folgenden Symptomen einher: Palpitationen (rasches, unregelmäßiges "Klopfen" im Brustkorb), Atemnot, Schwindel und Schweregefühl in der Brust [3].

    "Infolge ihrer Krankheit haben VHF-Patienten eine erheblich niedrigere Lebensqualität als Gesunde. Unbehandelt weisen sie ein höheres Risiko für Schlaganfall und andere kardiovaskuläre Komplikationen auf, die schwerwiegende und mit Behinderungen verbundene Konsequenzen nach sich ziehen können", sagte Trudie Lobban, CEO der AFA. "Da das VHF zu einem Anstieg des Schlaganfallrisikos auf das Fünffache führt, sind auch die Mortalität und das Risiko für schwere Morbidität erheblich erhöht. Zudem haben VHF-Patienten bei einem Schlaganfall häufig eine schlechtere Prognose als Patienten ohne VHF."

    Alter, Übergewicht, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Erkrankungen der Herzklappen [4] sind mit einem erhöhten VHF-Risiko verbunden, und das VHF wiederum verschlechtert die Prognose von Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren [4,5].

    "Sehr wenige Menschen verstehen wirklich die gravierenden Auswirkungen, die das Vorhofflimmern tatsächlich hat", sagte Professor Günter Breithardt als Vertreter der WHF. "Es besteht ein dringender Bedarf an besseren Informationen für die Patienten. Das Ziel von AF AWARE besteht darin, den geringen Kenntnisstand bezüglich dieser komplexen Erkrankung bewusst zu machen und den Angehörigen der Heilberufe, den Patienten, den politischen Entscheidungsträgern und der allgemeinen Öffentlichkeit klar zu machen, dass man durch ein umfassendes VHF-Management etwas gegen die vielfältigen Folgen des VHF tun kann."

    Die Ergebnisse einer von AF AWARE durchgeführten internationalen Umfrage bei mehr als 1600 Kardiologen und Patienten in 11 Ländern bestätigen den Bedarf der Patienten an besserer Aufklärung über das VHF, seine Folgen und die vorhandenen Behandlungsoptionen.

    Trotz der Natur des VHF und der damit verbundenen Risiken sagte einer von vier Patienten in dieser Umfrage, er/sie könne nicht verstehen und nicht erklären, was das VHF ist, und nur für ein Drittel war das VHF Anlass zu Sorgen oder Befürchtungen. Die Patienten beurteilten unterschiedslos alle Risiken für Komplikationen als hoch und bestätigten die gravierenden Auswirkungen des VHF auf ihre Lebensqualität und ihre Fähigkeit zur Bewältigung der Alltagsaktivitäten.

    Viele Patienten, die an der Umfrage teilnahmen, wollten Informationen über das VHF lieber von ihren Kardiologen oder Hausärzten erhalten als aus einer anderen Quelle. Jedoch sagten die meisten Kardiologen (61 %) in der Umfrage, dass ihre Patienten mehr und bessere Informationen über das VHF benötigen: Ihrer Einschätzung nach sind die Aufklärungsmaterialien für VHF-Patienten von schlechterer Qualität als die Materialien, die für Patienten mit anderen verbreiteten Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Herzinfarkt, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes und Schlaganfall - zur Verfügung stehen.

    "VHF-Patienten benötigen weit bessere Informationen über ihre Krankheit, und die Ärzte können eine zentrale Rolle dabei spielen, ihnen diese Hilfe zukommen zu lassen", sagte Professor Vardas, der designierte Präsident von EHRA. "Diese Ergebnisse zeigen, dass VHF-Patienten sich damit abgefunden haben, dass sie mit der Krankheit und ihren Komplikationen leben müssen. Die weltweite Herzrhythmuswoche und der internationale Start von AF AWARE stellen für uns eine gute Gelegenheit dar, um zusammenzukommen und durch mehr Aufmerksamkeit und bessere Aufklärung dafür zu sorgen, dass die betroffenen Patienten das Leben mit VHF als weniger belastend erleben."

    Bei den Ärzten zeigte die Umfrage auch, dass das VHF eine Krankheit ist, deren Behandlung eine Herausforderung darstellt und die Gesundheitssysteme zunehmend belastet. Frühere Untersuchungen belegen, dass ein Drittel aller Krankenhauseinweisungen wegen Herzrhythmusstörungen1 VHF-Patienten betreffen und dass 70 Prozent der jährlichen Kosten für die VHF-Behandlung in Europa durch stationäre Behandlung und interventionelle Maßnahmen verursacht werden [6]. Laut der jetzigen Umfrage konsultierten die Patienten fast neunmal (8,9-mal) im Jahr einen Arzt wegen ihres Vorhofflimmerns.

    Sorgen bereiten insbesondere die Ergebnisse der Umfrage bezüglich der durchschnittlichen Verzögerung von 2,6 Jahren zwischen dem Einsetzen der Symptome und der Diagnose.

    "Diese Befunde bestätigen die Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit stärker auf das Vorhofflimmern zu lenken und die Aufklärung zu diesem Thema zu verbessern. VHF ist eine verbreitete Krankheit, die ein zunehmendes Problem für das öffentliche Gesundheitswesen darstellt und mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Patienten und ihre Angehörigen verbunden ist. Früherkennung und rasche Behandlung könnten dazu beitragen, das Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Komplikationen dieser Krankheit zu senken", ergänzte Prof. Breithardt, der auch Sprecher des Kompetenznetzes Vorhofflimmern ist. "Um den Auswirkungen dieser Krankheit umfassend entgegenwirken zu können, rufen wir die Ärzteschaft und die gesamte internationale Fachwelt auf, ihre Aufmerksamkeit stärker auf diese Krankheit zu lenken und die Aufklärung der Patienten zu verbessern."

    In Deutschland unterstützen folgende Organisationen die Ziele von AF-AWARE:
    - Kompetenznetz Vorhofflimmern (AFNET)
    - Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

    Das Kompetenznetz Vorhofflimmern bietet eine Patienteninformationsbroschüre "Vorhofflimmern - Herz aus dem Takt" an, die unter info@kompetenznetz-vorhofflimmern.de bestellt werden kann.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
    Dr. rer. nat. Angelika Leute
    Kompetenznetz Vorhofflimmern
    E-Mail: angelika.leute@ukmuenster.de
    Tel.: 0251 / 83-45341
    Fax.: 0251 / 83-45343


    Anmerkungen für Redakteure

    AF AWARE
    AF AWARE hat sich zum Ziel gesetzt, breitere Initiativen für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu fördern, beispielsweise die kürzlich gebildete 'Heart Group' von Abgeordneten des Europaparlaments, eine gemeinsame Einrichtung von European Heart Network und European Society of Cardiology.
    AF AWARE wird durch frei verwendbare Fortbildungsfördermittel der Firma sanofi-aventis unterstützt.

    Atrial Fibrillation Association
    Die Atrial Fibrillation Association (AFA) ist eine in Großbritannien registrierte gemeinnützige Organisation, deren Tätigkeitsschwerpunkt darin besteht, weltweit die Kenntnisse über das Vorhofflimmern durch Verbreitung von Materialien zur Information und Unterstützung der betroffenen Patienten sowie der Ärzte zu verbessern, die an Entdeckung, Diagnose und Behandlung des VHF beteiligt sind.

    World Heart Federation
    Die World Heart Federation (WHF) hat sich die Aufgabe gestellt, den Menschen durch Prävention und Beherrschung von Herzkrankheiten und Schlaganfall zu einem längeren und besseren Leben zu verhelfen; der Fokus ist dabei auf Länder mit geringen oder mittleren Einkommen gerichtet.

    Stroke Alliance for Europe
    Die Stroke Alliance for Europe (SAFE) wurde im Oktober 2004 in Brüssel als Dachorganisation von mittlerweile 22 europäischen Schlaganfall-Patientenorganisationen gebildet. Die Vision, auf die die SAFE hinarbeitet, besteht in einer deutlichen Senkung der Zahl der Schlaganfälle in Europa und der Sicherstellung, dass alle Patienten, die einen Schlaganfall erleiden, die Hilfe und Unterstützung bekommen, die sie benötigen.

    European Heart Rhythm Association
    Die European Heart Rhythm Association (EHRA) ist eine Fachgesellschaft für Herzrhythmusstörungen unter dem Dach der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. Sie entstand durch die Fusion von zwei früheren Arbeitsgruppen zu den Themenbereichen 'Herzschrittmacher' und 'Arrhythmien'. EHRA ist die führende Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Arrhythmien und der Elektrophysiologie in Europa und hat sich vorgenommen, alle Ärzte in Europa und über die Grenzen des Kontinents hinaus dazu zu bewegen, die Verbesserung des Fachwissens auf diesem Gebiet zu fördern.

    Die AF-AWARE-Umfrage
    Ziel der von AF AWARE durchgeführten Umfrage war die Aufdeckung der Unterschiede und der Lücken in der Wahrnehmung des Vorhofflimmerns (VHF) durch Kardiologen und Patienten mittels Analyse der Wahrnehmung von VHF-bedingten Risiken, Informationsstand der Patienten, Auswirkungen des VHF und seine Folgen für die Lebensqualität der Patienten. Befragt wurden 810 Kardiologen und 825 Patienten aus 11 Ländern. Kardiologen: 96 % der Interviews wurden online, der Rest telefonisch geführt; die Interviews umfassten 24 Fragen (die meisten mit Beantwortung auf einer 5-Punkte-Skala). Patienten: 43 % der Interviews wurden online, 40 % telefonisch und 17 % persönlich geführt. Die Fragen für die Kardiologen bezogen sich auf die Beurteilung der VHF-assoziierten Risiken und deren Behandlung, die Art der Mitteilungen/Informationen, die die Patienten erhalten, die Einschätzung des Kenntnisstandes der Patienten über das VHF, die Häufigkeit/den Charakter der Konsultationen und den Grad der Patientenzufriedenheit, die Lebensqualität und die gesundheitsökonomischen Auswirkungen des VHF. Die Patienten wurden gefragt, wie sie das VHF-assoziierte Risiko in Relation zu anderen Krankheiten beurteilen, wie sie ihren Kenntnisstand bezüglich des VHF beschreiben würden, welche Informationsquellen sie bevorzugen, wie sie mit den vorhandenen Informationsmaterialien zum VHF zufrieden sind und wie sich das VHF auf ihr Alltagsleben auswirkt.

    Literatur:
    [1] Fuster V et al. ACC/AHA/ESC guidelines for the management of patients with atrial fibrillation. European Heart Journal 2006;27:1979-2030
    [2] Go AS et al. JAMA 2001; 285: 2370-2375
    [3] Benjamin/Circulation/Impact of AF on the Risk of death / P946 / Abstract / Lines A13-A14
    [4] Benjamin EJ et al. Prevention of atrial fibrillation: report from a national heart, lung, and blood institute workshop. Circulation 2009; 119(4): 606-618
    [5] Wachtell/JACC/Angiotensin II Receptor Blockade Reduces New-Onset AF/P716/Col 2/Paragraph 2/Lines 9-12
    [6] Ringborg A, et al. Costs of atrial fibrillation in five European countries: results from the Euro Heart Survey on atrial fibrillation. Europace. 2008 Apr;10(4):403-11. Epub 2008 Mar


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Kooperationen
    Deutsch


     

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