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17.12.2007 20:48

Religion und Unternehmertum

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ökonomik

    Die Bedeutung von Religionen für die wirtschaftliche Entwicklung von Ländern und das ökonomische Handeln von Individuen wurde bereits vor über hundert Jahren von Max Weber in seiner These vom Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und protestantischer Arbeitsethik betont. In der volkswirtschaftlichen Forschung wurde dem Thema Religion lange Zeit jedoch kaum Beachtung geschenkt. Erst in jüngster Zeit ändert sich dies. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Edmund Phelps zum Beispiel hat kürzlich hervorgehoben, dass Werte und Einstellungen genauso relevant für die Wirtschaft sind wie Institutionen und Politik ("values and attitudes are as much a part of the economy as institutions and policies are. Some impede, others enable"). Neueren empirischen Studien zufolge besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Religiösität und wirtschaftlichen Wachstum.

    In einer aktuellen Studie untersuchen David B. Audretsch, Werner Bönte und Jagannadha Pawan Tamvada vom Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena wie sich ein bestimmter Glaube bzw. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion auf die Wahrscheinlichkeit auswirkt, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Datenbasis der empirischen Studie waren die Daten von fast 90 000 Erwerbspersonen in Indien. Das Ergebnis der ökonometrischen Analyse, in der neben der Religion auch die Einflüsse von Ausbildung, Geschlecht und anderen Merkmalen berücksichtigt wurden, bestätigt die Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit, selbst unternehmerisch tätig zu werden, von der Religion beeinflusst wird. Dem Ergebnis der Studie zufolge haben Hindus insgesamt eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit, selbst unternehmerisch tätig zu werden, Christenten und Moslems dagegen haben - in Indien - eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen. "Der Einfluss des Hinduismus und des ihm immanenten Kastensystems auf das tägliche Leben und die soziale Stellung des Einzelnen ist enorm, auch wenn es "Unberührbare" laut Gesetz nicht mehr gibt", sagt J. P. Tamvada über sein Heimatland. Dies belegt auch die Studie. So sind es die Angehörigen der unteren Kasten, die von allen Gruppen die geringste Wahrscheinlichkeit haben, sich selbstständig zu machen.

    Für Deutschland liegt eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Religion und unternehmerischer Tätigkeit mit aktuellen Daten untersucht, nicht vor. Dass jedoch selbst in einem säkularisiert wirkenden Land wir Deutschland die Religion beträchtlichen Einfluss auf die Wirtschaft haben könnte, lässt der neu erschienene Religionsmonitor 2008 der Bertelsmann-Stiftung vermuten. Danach sind 70 Prozent der Deutschen religiös, 20 Prozent gelten sogar als hochreligiös.

    Kontakt:
    David B. Audretsch 0 36 41/6 86-7 01
    Werner Bönte 0 36 41/6 86-7 01
    Jagannadha Pawan Tamvada 0 36 41/6 86-7 30

    Die Studie liegt als #2007-075 in der JERP(Jena Economic Research Papers)-Reihe vor, die gemeinsam von Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena herausgegeben wird. Link zum kostenlosen Download: <http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00079982/wp_2007_075.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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