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11.06.2007 09:20

Erfassung von Beinahe-Fehlern am Uniklinikum erfolgreich

Susanne Marx Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Qualitätsbeauftragter Dr. Dahmen wechselt nach Aufbau des Qualitätsmanagement-Systems zu den Röhn-Kliniken

    Qualitätsmanagement am Universitätsklinikum Rostock bedeutet, die Sicherheit von Patienten und Mitarbeitern ständig zu bewerten und ständig zu verbessern. Seit einem Jahr werden am Universitätsklinikum Rostock so genannte Beinahe-Fehler systematisch erfasst und ausgewertet. Das System wurde als so genanntes Critical Incident Reporting System (kurz CIRS) in der Luft- und Raumfahrttechnik entwickelt. Am Klinikum ermöglicht ein intranetbasiertes Meldesystem die anonyme Angabe von potentiellen Gefahrenherden und die Verhinderung folgenschwerer Fehler schon im Vorfeld, bevor sie gemacht werden, und zwar innerhalb eines festgesetzten Zeitraumes von fünf Werktagen. Das System wird von den Mitarbeitern des Klinikums gut angenommen, die Meldungen von Beinahe-Fehlern nehmen stetig zu. Getragen wird diese Form des Qualitätsmanagements von allen Mitarbeitern des Klinikums: Derzeit sind in den Abteilungen des Hauses 102 Qualitätsbeauftragte Mitarbeiter aus Ärztlichem Dienst und Pflegedienst in Sachen Sicherheit und Qualität engagiert. Der Verantwortliche für das Qualitätsmanagement, Dr. Klaus Dahmen, folgt nach der erfolgreichen Etablierung von CIRS und der Weiterentwicklung des internen Qualitätsmanagement-Systems einem Ruf in das Zentrale Qualitätsmanagement der Röhn-Klinikum AG nach Bad Neustadt an der Saale. Auch der CIRS-Ansprechpartner Thomas Müller, Direktor der Zentralapotheke, verlässt Rostock, um im Gemeinsamen Bundesausschuss Leistungskataloge für Ärzte und Krankenhäuser zu definieren.

    Seit einem Jahr werden am Universitätsklinikum Rostock so genannte Beinahe-Fehler erfasst. Dabei handelt es sich um Fehler, die die noch rechtzeitig aufgedeckt werden konnten. Zur Erfassung dieser Fehler wurde das CIRS etabliert. CIRS - Critical Incident Reporting System - ist ein intranetbasiertes Erfassungsverfahren, das es Mitarbeitern ermöglicht, anonym Meldungen von Fehlern oder Beinahe-Fehlern zu melden. Jede Meldung an die Zentrale Annahmestelle setzt einen Automatismus in Gang, die Verantwortlichen werden alarmiert, und binnen einer Woche wird der Gefahrenherd beseitigt. In regelmäßigen Abständen wird über die Arbeit der Kommission beraten, die Ergebnisse der Arbeit werden im Intranet des Klinikums dargestellt. Neben Dr. Dahmen gehört auch Thomas Müller, Direktor der Zentralapotheke des Klinikums, zu den CIRS-Ansprechpartnern.

    "Niemand ist vor Fehlern gefeit", sagt Dr. Klaus Dahmen, Referent des Ärztlichen Direktors und als Qualitätsbeauftragter zuständig für die Einführung des CIRS. "Umso wichtiger ist es, Fehlerquellen zu erkennen und zu beseitigen, bevor Fehler mit Folgen für Patient und Mitarbeiter passieren." Die Probleme, die auf diese Weise aufgedeckt werden können, sind unterschiedlichster Natur: Eine Schwingtür birgt Verletzungsgefahren für Schwestern und Pfleger, Spritzen für Verabreichung oraler Medikamente über Magensonden sind nicht von solchen für die Verabreichung in die Vene zu unterscheiden. Vielfach besteht auch die Gefahr, dass Medikamente verwechselt werden. Die Verpackungen zweier Herz-und Kreislaufpräparate sahen sich sehr ähnlich und hätten zu Fehlern führen können. Mitarbeiter wiesen auf die Gefahr der Verwechslung hin. Nach der Auswertung am Uniklinikum Rostock wurde der Sachverhalt an die Herstellerfirma gemeldet. Binnen von zwei Wochen änderte die Pharmafirma die Etiketten.

    Beim Aufdecken von Fehlerquellen und Problemen ist jeder Mitarbeiter des Hauses gefragt, weshalb Dr. Dahmen die Einführung des CIRS und die Qualitätssicherung von vornherein auf ein breites Fundament stellte: "Wir haben am Klinikum eine Qualitätskonferenz etabliert, in der alle Berufsgruppen und alle Bereiche kooperativ und interdisziplinär zusammenarbeiten - Ärzte, Schwestern, Pfleger und Verwaltung." Außerdem sind im ganzen Hause und auf allen Stationen insgesamt 90 Qualitätsbeauftragte unterwegs. "Zudem wird im Jahr 2007 eine Stabsstelle Qualitätsmanagement eingerichtet, durch die der Ärztliche Direktor den Ausbau des Systems kontinuierlicher Verbesserungen/ Qualitätsmanagement nachhaltig stärken wird", so Dr. Dahmen.

    "Qualität und Sicherheit ist für mich ein ganz zentrales Thema der täglichen Arbeit in unserem Universitätsklinikum. In dieser wirtschaftlich schwierigen Situation für alle Krankenhäuser - auch vor dem Hintergrund der Scharfschaltung des neuen Abrechnungssystems, der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes und der neuen Tarifverträge - ist es wichtig, gemeinsam mit Vorstand und Mitarbeitern neue Lösungswege aufzuzeigen", so Professor Dr. Peter Schuff-Werner, der Ärztliche Direktor des Klinikums. Die erfolgreiche Arbeit des Qualitätsmanagements am Universitätsklinikum Rostock hat sich unterdessen herumgesprochen: Die bisherigen Leistungen von Dr. Dahmen waren für den großen privaten Krankenhauseigner Röhn-Kliniken der Grund, dem Rostocker Mediziner verantwortungsvolle Aufgaben im Qualitätsmanagement des Konzerns zu übertragen. "Jungen Mitarbeitern, die sich durch gute Leistungen qualifizieren, gönne ich solche Karrieresprünge von Herzen, auch wenn sie vor Ort zunächst Lücken hinterlassen", so Professor Dr. Peter Schuff-Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Rostock. Auch CIRS-Manager Thomas Müller wird das Klinikum verlassen: Der Apotheker folgt dem Ruf des Gemeinsamen Bundesausschusses, der als oberstes Gremium der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens die Leistungskataloge definiert.

    Zum Thema "Ein Jahr Erfahrungen mit CIRS" findet am 13. Juni 2007 um 14.00 Uhr im Hörsaal der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin ein Workshop statt.
    Adresse: KIM, Ernst-Heydemann-Straße 6, 18057 Rostock

    Kontakt
    Professor Dr. Peter Schuff-Werner
    Ärztlicher Direktor
    Universitätsklinikum Rostock (AöR)
    Rembrandtstraße 16/17
    18057 Rostock
    Tel. 0381/4945011


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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