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24.07.2006 10:37

Empfehlungen des MNFT zur Gestaltung promotionsbegleitender Studienangebote in der Mathematik und den Naturwissenschaften

Prof. Dr. Gernot Stroth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Fakultätentag Deutschlands

    Auf seiner Plenarversammlung am 9./10. Juni hat sich der MNFT (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultätentag) auch mit möglichen Promotionsstudiengängen beschäftigt. Die beigefügte Erklärung gibt unserem Standpunkt hierzu wieder. Kurzgefasst stehen wir solchen Studiengängen skeptisch gegenüber, insbesondere diejenigen, die nur auf einen Bachelorabschluss aufbauen, lehnen wir ab. Wir sehen die Promotionsphase eher als ersten Teil einer Berufstätigkeit denn als 3. Zyklus eines Studiums an.

    Die Promotion ist die erste Phase der Berufsausübung einer Hochschulabsolventin/eines Hochschulabsolventen, in der für die Gesellschaft wichtige Forschungsergebnisse erarbeitet werden, und nicht die dritte Phase eines Hochschulstudiums. Voraussetzung einer Promotion ist ein Diplom, ein Staatsexamen oder ein Master-Abschluss. Promotionsbegleitende Studienangebote können die Forschungsarbeiten unterstützen und zur Qualifikation der Doktorandin/des Doktoranden beitragen.
    Die Diskussion um die Ausgestaltung promotionsbegleitender Studienangebote im Rahmen des Bologna-Prozesses ist in den verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern unterschiedlich weit fortgeschritten. Der MNFT fasst in dieser Empfehlung Grundgedanken zusammen, die für alle Fächer als Hilfestellung in dieser Diskussion dienen können.
    Ein Studium an einer wissenschaftlichen Hochschule vermittelt der Absolventin/dem Absolventen die Qualifikation zur Ausübung eines akademischen Berufs und die Befähigung zu lebenslangem Lernen. Die berufsqualifizierende Hochschulausbildung endet mit der Vergabe des Diplom- oder Mastergrades. Eine sich an ein Hochschulstudium anschließende Promotion ist (a) für die persönliche Entwicklung der Doktorandinnen und Doktoranden, (b) für die Gesellschaft als Nutznießer der Forschungs- und Lehrleistung, und (c) für die Universität als Ort von Forschung und Lehre von besonderer Bedeutung.
    (a) Die Doktorandin/der Doktorand wendet selbständig das im Studium erlernte Wissen auf eine aktuelle Fragestellung ihres/seines Fachgebiets an. Sie/er qualifiziert sich in dieser Phase ihres/seines lebenslangen Lernprozesses in der Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand entscheidend weiter.
    (b) Die bei Promotionen erbrachte Forschungsleistung definiert maßgeblich das Innovationspotential einer Gesellschaft im globalen Wettbewerb. Etwa 2/3 aller Forschungsergebnisse werden an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Rahmen von Promotionen erarbeitet.
    (c) Mit der Beteiligung an der Hochschullehre im Rahmen einer Assistententätigkeit erwirbt die Doktorandin/der Doktorand kommunikative Schlüsselqualifikationen und wird ein Beitrag zur Einheit von Forschung und Lehre an der Universität gleistet.
    Neue Instrumente zur Gestaltung der Promotionsphase wie Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen und strukturierte Graduiertenprogramme können die Entwicklung einer eigenständigen Forscherpersönlichkeit unterstützen. Daneben muss es möglich sein, die Promotion individuell auf der Basis eines speziell angepassten Betreuungsangebots zu erreichen.
    Bei der Aufnahme neuartiger Angebote in die Promotionsphase ist zu beachten, dass ein Veranstaltungsprogramm für Graduierte zeitliche Ressourcen in einem durch Forschung und Lehrassistenz bereits ausgefüllten Lebensabschnitt beansprucht. Hochwertige Forschung ist das vordringliche Ziel einer Promotion. Begleitende Studienangebote für Graduierte sollen dem Ziel dienen, zur Entwicklung einer kompetenten Forscherpersönlichkeit beizutragen.
    Eine Promotion kann erst nach dem Erwerb eines Diploms, eines Staatsexamens, oder eines Mastergrades aufgenommen werden. Nur für besonders fähige und motivierte Bachelor-Absolventen wird die Möglichkeit gesehen, parallel zur Absolvierung von Lehrveranstaltungen der Masterausbildung Forschungsarbeiten mit dem Ziel der Promotion aufzunehmen. Die Qualifikation eines Masterabschlusses ist die Voraussetzung für eine eigenständige Forschungsarbeit.
    Eine Promotion ist keine dritte Phase eines Studiums, sondern die erste Phase einer akademischen Berufstätigkeit an einer Universität. Eigenständige Forschung und deren Dokumentation in einem kompetitiven globalen Umfeld ist der Mittelpunkt dieser ersten Berufsausübung der/des Graduierten. Hierfür muss die Gesellschaft als Nutznießer der Ergebnisse die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Der MNFT betrachtet den Nutzen strukturierter Promotionsprogramme darin, durch gezielte Studienangebote die eigenständige Forschungsarbeit und deren Kommunikation zu unterstützen und effizienter zu gestalten. Der MNFT empfiehlt den Fakultäten, promotionsbegleitende Studienangebote so zu gestalten, dass sie dem Ziel einer individuellen und forschungsorientierten Unterstützung der/des Graduierten dienen. Die Verantwortung hierfür tragen die einzelnen Fächer.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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