idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/15/2011 09:54

Wenn Metal-Fans Wacken stürmen: Hart rocken, Umwelt schützen

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

    Projekt zur Schonung von Grünflächen – DBU fördert Bodenkonzept am Beispiel von Wacken Open Air

    Wacken. Es ist das größte Heavy Metal Festival der Welt. Wenn beim Wacken Open Air die E-Gitarren dröhnen, strömen Zehntausende Besucher in das schleswig-holsteinische Dorf. Auf einer Fläche, die so groß wie 270 Fußballfelder ist und sonst landwirtschaftlich genutzt wird, findet das Ereignis jährlich statt. Und es hinterlässt seine Spuren. Nicht selten ist der Boden völlig aufgeweicht, neue Pflanzen müssen ausgesät werden. Das RegionNord Büro für Regionalentwicklung aus Itzehoe will daher mit dem ICS Festival Service aus Dörpstedt am Beispiel des Wacken Open Air ein neues Boden- und Vegetationskonzept entwickeln, um Grünflächen künftig besser schützen zu können. Wissenschaftlicher Partner ist die Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule (HS) Osnabrück. Finanzielle Unterstützung sichert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu. Mit rund 118.000 Euro fördert sie das Vorhaben, dessen Ergebnisse auch auf andere Großveranstaltungen übertragen werden sollen.

    Ob in Wacken, Scheeßel oder am Nürburgring – deutschlandweit finden jedes Jahr zahlreiche Musikfestivals unter freiem Himmel statt. Bühnen und Campingplätze finden häufig ihren Platz auf Gras- und Grünlandflächen, deren Vegetation einer solchen Nutzung nicht „gewachsen“ ist. Kommt dann noch starker Regen hinzu, verwandelt sich das einstige Grün schnell in knöcheltiefen Schlamm. Sind die Zelte wieder abgebaut, muss der Boden neu bearbeitet und begrünt werden – ein aufwändiges und wenig ressourcenschonendes Verfahren. „Wir untersuchen nun am Beispiel des Wacken Open Air, mit welchem Boden- und Vegetationskonzept solche Schäden künftig besser vermieden werden können“, erklärt Mathias Günther vom RegionNord Büro für Regionalentwicklung.

    Nachdem in den vergangenen Jahren bereits ein innovatives Verkehrskonzept umgesetzt, in die Verbesserung der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur investiert und ein Konzept zur Müllvermeidung auf den Weg gebracht worden sei, sei das nun von der DBU geförderte Vorhaben ein weiterer Schrift zur Entwicklung eines nachhaltigen Festivalstandortes in der Gemeinde Wacken.
    Bisherige Schlechtwetter-Notlösungen wie das großflächige Ausstreuen von Hackschnitzeln oder Stroh bei stark durchnässtem Boden belasteten unnötig die Umwelt, da durch den Einsatz von Maschinen für die Bodenbearbeitung zusätzliches Kohlendioxid frei werde. Zudem schädigten die großflächigen Bodenverdichtungen und das zusätzliche Abdecken mit organischem Material den Boden erheblich. Darauf zu verzichten, sei aber bisher unmöglich, da auch bei schlechtem Wetter nicht nur die Fahrwege für die Ver- und Entsorgung, sondern auch die Rettungswege problemlos passierbar sein müssten. Ein nachhaltiges Konzept, die Einsparung von Energie und Kohlendioxid seien Hauptziele des Projekts, von dem langfristig Landwirte, Umwelt und Festivalfans nicht nur am Standort Wacken profitieren sollten.

    Noch im März rollen dafür die Bagger auf dem rund 200 Hektar großen Festivalgelände. Denn dann legt das Wissenschaftlerteam der HS Osnabrück mehrere, ca. 250 Quadratmeter große Versuchsflächen mit verschiedenen Bodenmischungen und diversen Saatvarianten an. Über drei Jahre sollen die Felder beobachtet werden. „So können wir auch den Einfluss unterschiedlicher Belastungen und Wetterbedingungen auf die Bodenfestigkeit der einzelnen Versuchsflächen untersuchen“, sagt Prof. Dr. Olaf Hemker von der HS Osnabrück, der mit seinen Kollegen, der Vegetationsökologin Prof. Dr. Kathrin Kiehl und dem Pflanzenbauer Prof. Dr. Dieter Trautz, das Projekt bearbeitet.

    Darüber hinaus sollen die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes und die Ansprüche des Festivals künftig besser in Einklang gebracht werden. Hierzu erfasse das Team die geografischen Daten des kompletten Geländes mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS), so Hemker. Daraufhin soll in Zusammenarbeit mit den Landwirten, die alle sofort ihre volle Unterstützung zugesagt hätten, analysiert werden, wo eine Bewirtschaftung der Fläche Sinn mache und welche Pflanzen künftig angebaut werden könnten. Zudem ließen sich mit dem Geoinformationssystem Karten anlegen, die die Beschaffenheit des Bodens bei unterschiedlichen Wetterbedingungen darstellen. So könnten die Organisatoren des Festivals künftig eine Art virtuelles Infrastrukturnetz erstellen, mit dem sich Besucherströme sinnvoll lenken und Transportwege strategisch planen ließen.

    Abschließend soll ein allgemein übertragbares, vegetationstechnisches Flächenmanagementkonzept für Open-Air-Veranstaltungen entstehen. „Somit kann das Projekt nicht nur zu einem nachhaltigen Festivalstandort Wacken beitragen. Es fördert auch den Schutz von Grünflächen bei anderen Großveranstaltungen in ganz Deutschland“, betont DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. So stehen Festivalbesucher vielleicht bald nicht mehr knöcheltief im Schlamm – auch wenn das für viele dazugehört.


    More information:

    http://www.dbu.de/123artikel31390_335.html


    Images

    Die Hände zum Himmel, die Füße am Boden - und der leidet: am Beispiel des Wacken Open Air soll jetzt ein neues Boden- und Vegetationskonzept entwickelt werden, um Grünflächen künftig besser schützen zu können.
    Die Hände zum Himmel, die Füße am Boden - und der leidet: am Beispiel des Wacken Open Air soll jetzt ...
    © ICS Festival Service
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Music / theatre, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Die Hände zum Himmel, die Füße am Boden - und der leidet: am Beispiel des Wacken Open Air soll jetzt ein neues Boden- und Vegetationskonzept entwickelt werden, um Grünflächen künftig besser schützen zu können.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).