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04/01/2008 09:33

Kindesmissbrauch: Therapie vor der Tat

Dr. Christian Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

    Die VolkswagenStiftung unterstützt das außergewöhnliche Projekt "Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld" auch weiterhin.

    "www.kein-taeter-werden.de" ... Mehr als 700 Betroffene folgten bereits diesem Link, der seit Herbst 2005 Männer mit sexuellem Interesse an Kindern dazu aufruft, sich möglichst therapieren zu lassen, bevor es zur Tat kommt. Das außergewöhnliche Projekt, das vor fast drei Jahren mit Unterstützung der VolkswagenStiftung am Institut für Sexualmedizin der Charité in Berlin startete, kann mittlerweile Erfolge vorweisen. Annähernd 150 Freiwilligen wurde an der Charité unter der Leitung von Professor Dr. Dr. Klaus Michael Beier ein Therapieplatz angeboten, mehr als 30 Teilnehmer haben die Behandlung bereits beendet. Die Anonymität der Männer wurde dabei gewahrt.

    Die VolkswagenStiftung, die das Projekt im Rahmen ihres Fördersegments "Offen - für Außergewöhnliches" anfangs mit 520.000 Euro unterstützte, hat nun noch einmal 213.000 Euro bewilligt für die Fortsetzung der Forschung über einen Zeitraum von drei Jahren.

    Ging es in der Begleitforschung der ersten Projektphase vor allem darum, Behandlungsmethoden zu entwickeln und deren kurzfristigen Erfolg zu prüfen, stehen nun bei der Fortsetzung der Förderung durch die Stiftung insbesondere zwei Aspekte im Vordergrund: Zum einen soll näher betrachtet werden, welche Faktoren im Einzelnen zu der gewünschten Verhaltensänderung beitragen, zum anderen soll das Thema "Kinderpornographie" stärker in den Blick genommen werden. Der klinische Teil des Vorhabens ist durch eine finanzielle Unterstützung des Bundes gesichert.

    Hintergrund
    Mit ihrem weltweit einzigartigen Projekt wollen die Berliner Sexualwissenschaftler darauf hinweisen, dass pädophil veranlagte Männer nicht zwangsläufig Kinder missbrauchen. Die präventive Behandlung soll den Männern helfen, keine Übergriffe auf Kinder zu begehen. Im Rahmen der Therapie lernen sie ihr Verhalten zu kontrollieren und in Konfliktsituationen rechtzeitig gegenzusteuern. Dass eine solche Prävention dringend notwendig ist, zeigen die Zahlen: Jedes Jahr werden mindestens 15.000 Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland offiziell bekannt - und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher. Hier greift das Projekt: Es wendet sich zum einen an all diejenigen, die entweder bislang unerkannte Täter sind, jedoch weiteren Übergriffen vorbeugen wollen, sowie zum anderen an jene Männer, die ihre Fantasien noch nicht in die Tat umgesetzt haben, dies aber befürchten.

    Die ersten abgeschlossenen Therapien machen berechtigte Hoffnung, dass sexueller Kindesmissbrauch tatsächlich durch diese präventive Therapieform verhindert werden kann. Hier gilt es nun, genauer zu ermitteln, wie eine Verhaltensänderung auch dauerhaft am besten zu erreichen ist.

    "Damit aus Fantasien keine Taten werden." Das Motto der Medienkampagne im Vorfeld der Studie führt auch zu der neuen Frage nach der Rolle von Kinderpornographie. Führt der Konsum von Kinderpornographie dazu, dass die Betroffenen zu Tätern werden? Fest steht bisher nur, dass der Konsum deutlich weiter verbreitet ist als bislang angenommen. Auch hier soll es im Zuge der nun anstehenden Untersuchungen das Ziel sein, präventive Strategien zu entwickeln, um den Gebrauch dieser Materialien einzuschränken. Aufbauend auf den bereits gewonnenen Daten wird die Arbeit in Therapiegruppen fortgesetzt und die Datenbasis erweitert.

    Näheres über das Projekt erfahren Sie auch auf der Website der VolkswagenStiftung unter www.volkswagenstiftung.de/foerderung/aussergewoehnliches.html oder über den bereits genannten Link www.kein-taeter-werden.de.

    Das Projekt "Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld" wurde ausgezeichnet im Rahmen der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" als "Ausgewählter Ort 2006" und erhielt im Jahr 2007 den Preis der Stiftung Kriminalprävention. Weiterer Unterstützer neben der VolkswagenStiftung ist die Opferschutzorganisation "Hänsel und Gretel"; die PR- und Medienkampagne wird von der Agentur Scholz & Friends realisiert.

    Weitere Auskünfte und Kontakt:

    Charité -Universitätsmedizin Berlin
    Prof. Klaus Michael Beier
    Institut für Sexualmedizin
    Telefon: 030 450529302
    E-Mail: klaus.beier@charite.de

    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderinitiative der VolkswagenStiftung
    Dr. Henrike Hartmann
    Telefon: 0511 8381 - 376
    E-Mail: hartmann@volkswagenstiftung.de

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20080401.


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    Criteria of this press release:
    Law, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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