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28.01.2015 11:41

Neue Studie: Denkanstöße zu neuen Verhältnissen von Mensch und Technik

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

    Ob Fahrassistenz, intelligente Fußböden oder spielerisch gestaltete Interaktionen im Internet: Technische Systeme durchdringen zunehmend den Alltag – und ihr Autonomiegrad steigt. Vor diesem Hintergrund analysierte das Fraunhofer ISI den Wandel von Autonomie und Kontrolle, der mit neuen Mensch-Technik-Interaktionen einhergeht. Die entstandenen Definitionen und Forschungsfragen können dabei helfen, einen interdisziplinären Dialog zu Gestalt und Rolle interaktiver Technologien im Alltag zu führen. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wurde WAK-MTI im Forschungsschwerpunkt "Mensch-Technik-Interaktionen für den demografischen Wandel" als Projekt des Monats ausgewählt.

    Im Projekt "Wandel von Autonomie und Kontrolle durch neue Mensch-Technik-Interaktionen" (WAK-MTI) hat das Fraunhofer ISI im Auftrag des BMBF eine Strukturierung dieses Themas vorgenommen, um ein gemeinsames Verständnis zentraler Begriffe und Forschungsbedarfe zu ermöglichen. Dies ist oft nicht gegeben, da viele Menschen technische Autonomie unterschiedlich definieren: Die einen meinen hiermit einen selbstständigen technischen Vorgang wie beim Autopiloten im Flugzeug, andere verstehen darunter die Fähigkeit neuer Roboter zu maschinellem Lernen und innovativem Problemlösen in unbekannten Umgebungen. Die Handlungsräume, was vom Menschen geleistet und was an die Technik delegiert wird, unterscheiden sich von Fall zu Fall – und durch neue technische und politische Entwicklungen verschieben sich die Grenzen immer wieder. Auch die normativen, ethischen und rechtlichen Vorstellungen unterscheiden sich – ebenso wie die Ansichten, ob etwas technisch Machbares überhaupt sinnvoll ist.

    Projektleiter Dr. Bruno Gransche erklärt: "Die im Projekt WAK-MTI entstandenen Definitionen und Konzepte ermöglichen ein gemeinsames Vokabular dafür, über welche Form eines autonomen technischen Systems oder über welche Form menschlicher Autonomie jeweils gesprochen wird. Das ist bei jedem Austausch wichtig, da nur so der für menschengerechte Lösungen notwendige interdisziplinäre Dialog möglich wird. Die Nutzungs-, Entwicklungs- und Governance-Ebene sind eng miteinander verschränkt: Während die Nutzerinnen und Nutzer eher danach schauen, ob etwas praktisch ist und wie sie ihr individuelles Verhältnis zu neuen autonomen Systemen zwischen Komfort und Kontrolle gestalten können, muss im normativen Diskurs zwischen den Betreibern sowie Politik, Gesellschaft und Recht immer wieder ausgehandelt werden, was erlaubt, geboten oder verboten sein sollte. Die Entwicklerinnen und Entwickler schließlich haben die Aufgabe, eine technische Gestaltung zu finden, die alle Aspekte abdeckt. Zur Verschränkung trägt auch bei, dass die meisten Menschen zugleich in mehreren dieser Ebenen gefordert sind."

    Die im Projekt entwickelte Heuristik besteht aus Fragen, die bei der Entwicklung neuer Interaktionsformen mit autonomen Systemen angesprochen werden sollen und orientierende Denkanstöße geben können – in der Richtung: "Haben Sie schon darüber nachgedacht, ob…"

    Ein Beispiel sind sogenannte intelligente Fußböden im Pflegebereich, die bei Stürzen den Notdienst alarmieren. Sie können hilfsbedürftigen Menschen ermöglichen, länger daheim zu leben – aber auch ihre Eigenständigkeit einschränken, wenn sie zu früh und zu oft Alarm schlagen oder intime Alltagsdaten erfassen. Gleichzeitig muss unter anderem geklärt sein, welche Ausstiegsmöglichkeiten das System bieten muss, darf und soll und ab wann unterlassene Hilfeleistung beginnt. Um hier die Balance zwischen Autonomie des Menschen und Autonomie des Systems entsprechend der jeweiligen Situation zu finden, müssen beispielsweise individuelle Definitionen, was als Notfall gilt, mit technischen Lösungen umgesetzt werden können.

    Durch die Strukturierung des komplexen Themenfelds wurden mehrere Forschungsbedarfe im Kontext von Mensch-Technik-Interaktionen und demographischem Wandel sichtbar, die in einem umfangreichen Fragenkatalog aufgelistet werden. Bruno Gransche fasst zusammen: "Es handelt sich vor allem um Fragen, die empirisch erforscht werden müssen, beispielsweise zur Autonomiefähigkeit von Menschen und zum Wandel der Kommunikation durch intelligente Systeme. Das kann ein theoretisches Projekt wie WAK-MTI nicht leisten – aber auch hier können die im Bericht gestellten Fragen wichtige Orientierungshilfen bieten und für Denkanstöße sorgen."

    Kontakt:
    Anne-Catherine Jung MA
    Telefon: +49 721 6809-100
    E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de

    Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.


    Weitere Informationen:

    http://publica.fraunhofer.de/starweb/servlet.starweb?path=urn.web&search=urn... - Endbericht: Wandel von Autonomie und Kontrolle durch neue Mensch-Technik-Interaktionen. Grundsatzfragen autonomieorientierter Mensch-Technik-Verhältnisse
    http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/v/projekte/wak-mti.php - Projektseite WAK-MTI beim Fraunhofer ISI
    http://www.mtidw.de/ueberblick-bekanntmachungen/WVP/wak-mti - Projektseite WAK-MTI beim BMBF


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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