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18.12.2014 11:16

RWI: NRW-Wirtschaft wächst auch 2015 schwächer als der Bund

Katharina Brach Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Das RWI geht für das Jahr 2015 von einem Zuwachs des NRW-BIP von 1,0% aus, für das zu Ende gehende Jahr rechnet es mit einem Plus von 0,9%. Deutschlandweit wird für 2014 und 2015 ein Plus von 1,5% erwartet. Damit bleibt NRW wohl auch im nächsten Jahr deutlich hinter dem BIP-Wachstum Gesamtdeutschlands zurück. Hierfür sind neben der sektoralen Zusammensetzung der NRW-Wirtschaft mehrere dämpfende Faktoren verantwortlich, darunter die starke Ausrichtung der NRW-Exporte auf den Euro-Raum und Russland sowie Belastungen durch die Energiewende.

    Die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens wird im nächsten Jahr voraussichtlich um 1,0% wachsen. NRW entwickelt sich damit weiterhin wirtschaftlich schlechter als Gesamtdeutschland, dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach der aktuellen RWI-Konjunkturprognose 2015 voraussichtlich um 1,5% zunehmen wird. In diesem Jahr dürfte das BIP Nordrhein-Westfalens lediglich um 0,9% gestiegen sein, während es in Deutschland voraussichtlich um 1,5% steigt.

    Die Wachstumsschwäche NRWs hat vor allem strukturelle Ursachen. Zwar blieb der Beitrag des Landes zur deutschen Wertschöpfung im Dienstleistungssektor mit rund 22,5% in den vergangenen Jahren konstant. Die Anteile von Industrie und Baugewerbe fielen jedoch gegenüber dem übrigen Bundesgebiet zurück. Wurden im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2008 noch rund 22% der Wertschöpfung des deutschen Verarbeitenden Gewerbes in NRW erwirtschaftet, waren es im Jahr 2013 erstmals weniger als 20%. Im Baugewerbe sank der Anteil NRWs im gleichen Zeitraum von rund 19 auf 17,7%. Die vergleichsweise ungünstige Entwicklung der nordrhein-westfälischen Industrie liegt in erster Linie an ihrer sektoralen Zusammensetzung. Insbesondere haben meist energieintensive Grundstoffindustrien wie Stahl und Chemie eine große wirtschaftliche Bedeutung. Die Entwicklung der Bauwirtschaft wird vor allem durch den überdurchschnittlich starken Bevölkerungsrückgang, die geringere Wohneigentumsquote und die schlechte Finanzlage vieler NRW-Kommunen belastet.

    Ausrichtung der Exporte und Energiewende dämpfen NRW-Wirtschaft

    Darüber hinaus wirken mehrere Faktoren dämpfend auf die wirtschaftliche Entwicklung NRWs. So sind beispielsweise die Exporte stärker als im übrigen Bundesgebiet auf den Euro-Raum und Russland ausgerichtet. Daher treffen die Rezession im Euro-Raum und der ukrainisch-russische Konflikt die hiesige Wirtschaft in besonderem Maße. Zudem ist der wachstumsstarke Automobilsektor in NRW deutlich schwächer vertreten als im Durchschnitt der anderen Bundesländer. Die in Nordrhein-Westfalen vertretenen Hersteller setzen außerdem kaum Fahrzeuge auf den stark wachsenden Märkten außerhalb Europas ab. Die Schließung des Opel-Werkes in Bochum wird die Produktion sogar zurückgehen lassen.

    Belastend auf die wirtschaftliche Expansion in NRW wirken wohl auch die Energiewende und die Deregulierung der Energiemärkte. Durch sie gerieten zum einen die im Land ansässigen Energiekonzerne unter Anpassungsdruck, was sich vor allem in geringeren Gewinnen und einem Personalabbau in der Branche niederschlug. Zum anderen hat das Land nach wie vor einen Rückstand bei erneuerbaren Energien, sowohl was deren Nutzung angeht, als auch bei den Bemühungen, die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.

    NRW-Arbeitslosenquote bleibt 2015 nahezu unverändert hoch

    Vor dem Hintergrund der schwachen Expansion hat sich auch der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen ungünstiger entwickelt als im übrigen Bundesgebiet. Die Beschäftigung blieb jedoch aufwärts gerichtet, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erreichte im September 2014 sogar einen neuen Höchststand. Sie wurde vor allem im Dienstleistungssektor (+1,8%) ausgeweitet. Dagegen ging die Zahl der Stellen im Bereich Bergbau, Energie- und Wasserversorgung und Entsorgungswirtschaft um 2,2% zurück. Die Zunahme der Beschäftigung führte allerdings nur in geringem Maße zu einem Rückgang der Zahl der Arbeitslosen. Diese wird 2014 jahresdurchschnittlich voraussichtlich über den Werten der Jahre 2011 bis 2013 liegen, während sie in Deutschland insgesamt voraussichtlich leicht rückläufig sein wird.

    Allerdings bestehen innerhalb Nordrhein-Westfalens erhebliche Unterschiede. So herrscht in Teilen des Münsterlandes und des Sauerlands annähernd Vollbeschäftigung, während die Arbeitslosenquoten und die Anteile der Langzeit-Arbeitslosen im Ruhrgebiet hoch geblieben sind. Entsprechend waren im Oktober 2014 44,6% der NRW-Arbeitslosen länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Bundesweit liegt dieser Anteil bei lediglich rund einem Drittel. Das Nebeneinander von Regionen mit sehr hoher und sehr niedriger Arbeitslosigkeit sowie die Tatsache, dass der Beschäftigungsaufbau kaum zu einem Abbau der Arbeitslosigkeit beiträgt, weisen darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit in NRW zu einem erheblichen Teil auf strukturelle Ursachen zurückzuführen ist. Die Arbeitslosenquote wird 2014 voraussichtlich unverändert 8,3% betragen, womit sich der Abstand zu gesamtdeutschen Quote, die von 6,9% auf 6,7% gesunken ist, etwas vergrößert hat. Im nächsten Jahr dürfte die Beschäftigung weiter zunehmen und die Arbeitslosenquote leicht auf 8,2% zurückgehen.

    Wachstumsgerechtere Haushaltspolitik könnte NRW-Wirtschaft ankurbeln

    Die Finanzlage des Landes Nordrhein-Westfalen hat sich im Jahr 2014 ungünstiger entwickelt als bei Verabschiedung des Haushaltsplans angenommen. Entsprechend hat die Landesregierung einen Nachtragshaushalt verabschiedet, in dem die Nettoneuverschuldung mit 3,19 Milliarden Euro um knapp 800 Millionen Euro höher veranschlagt wurde als zuvor geplant. Damit hat NRW in diesem Jahr wohl die Rückführung des Defizits unterbrochen, die im Zuge der „Schuldenbremse“ erforderlich ist. Laut dieser im Grundgesetz verankerten „Schuldenbremse“ müssen die Länder ab dem Jahr 2020 strukturell ausgeglichene Haushalte haben.

    Zwar soll der mittelfristige Konsolidierungspfad eingehalten werden und die Nettoneuverschuldung im Jahr 2018 unter 700 Millionen Euro sinken. Dies scheint jedoch keineswegs gesichert. Denn derzeit ist keine Strategie erkennbar, wie das strukturelle Defizit in den kommenden Jahren zügig abgebaut werden soll. Dies fiele erheblich leichter, wenn die NRW-Wirtschaft wieder stärker wachsen würde. Hierzu könnte insbesondere eine wachstumsgerechtere Haushaltspolitik beitragen. Entsprechend sollten investive Ausgaben von Kürzungen ausgenommen werden. Steuererhöhungen wie die Anhebung der Grunderwerbsteuer von 5 auf 6,5% zum 1. Januar 2015 wirken hingegen eher dämpfend auf das Wachstum; stattdessen sollten sparsames Wirtschaften und Bürokratieabbau im Vordergrund stehen.

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    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Roland Döhrn, Tel.: (0201) 81 49-262
    Katharina Brach (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-244

    Dieser Pressemitteilung liegt der Beitrag „Konjunktur in Nordrhein-Westfalen: Expansion bleibt schwach“ aus dem aktuellen Konjunkturbericht des RWI (Heft 4/2014) zugrunde.


    Weitere Informationen:

    http://www.rwi-essen.de/kb - Alle RWI Konjunkturberichte
    http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-konjunkturberichte... - RWI Konjunkturbericht Heft 4/2014
    http://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/182/ - Vollständige Pressemitteilung auf der RWI-Homepage


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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