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28.11.2014 12:47

Zeig’ mir Deine Zähne: Implantate verbessern die Lebensqualität im Alter

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pro Science Communications
Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V.

    Zähne sind ein „Ausweis“ im Gesicht. Wie Menschen von ihrem Gegenüber beurteilt werden, hängt unter anderem vom Zustand ihrer Zähne ab – auch im höheren Alter. Dies zeigt eine Studie, an der erstmals auch ältere Menschen teilnahmen. „Ältere profitieren jedoch nicht nur aus sozialen, sondern vor allem aus medizinischen Gründen von Zahnimplantaten, wenn die Indikation korrekt gestellt und reversible Versorgungen gewählt werden“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf auf dem 27. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.

    Die natürlichen Zähne bleiben bei einer steigenden Zahl von Menschen bis ins hohe Alter erhalten. „Da gleichzeitig die Lebenserwartung steigt, wächst die Zahl der Patienten, die erst im höheren oder hohen Alter mit Zahnersatz versorgt werden müssen“, erklärt Prof. Dr. Frauke Müller von der Abteilung für Gerodontologie und Prothetik der Universität Genf. Dabei spielt neben der Wiederherstellung der Funktion auch die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität eine Rolle, zu der natürlich soziale Faktoren gehören.
    Zeig’ mir Deine Zähne … Vom Erscheinungsbild der Zähne hängt beispielsweise ab, wie Menschen Sozialstatus und Bildungsgrad eines anderen beurteilen. Das Team um Frauke Müller untersuchte, wie Versuchspersonen verschiedener Altersgruppen ältere Menschen (Mann und Frau) beurteilten, auf deren Foto die Forscher mittels Bildbearbeitung die Zahnsituation verändert hatten. Getestet wurde dabei der Einfluss beschädigter, altersgemäßer und idealer Zähne. In allen Altersgruppen beeinflusste der Zustand des Gebisses das Urteil. Je regelmässiger die Zähne, desto höher wurde der soziale Status der abgebildeten Personen bewertet. Nur das Urteil von über 80-jährigen Testpersonen wurde vom Zustand der Zähne weniger beeinflusst.

    Implantate verbessern die Kaueffizienz.

    „Kauen hat auf den Körper dieselben postiven Effekte wie Sport; die Herzfrequenz steigt, die Muskulatur wird trainiert, Kognition und Konzentration werden günstig beeinflusst“, sagt Professor Müller – und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Kauen ist ein Sport, der auch im Sitzen und beim Fernsehen funktioniert.“ Darum ist der Erhalt der Kaufunktion von großer Bedeutung. „Alte Leute sollten so lange wie es geht feste Nahrung zu sich nehmen und nicht, wie es in vielen Pflegeheimen üblich ist, einfach auf pürrierte Nahrung gesetzt werden“, betont Professor Müller. Mit dem Zahnverlust geht auch oft eine unbemerkte Umstellung der Nahrungsauswahl einher – verzehrt wird vorzugsweise, was einfach zu kauen ist. Alte Menschen brauchen zwar weniger Kalorien, aber qualitativ die selben Nahrungselemente wie jüngere Menschen. Darum nehmen implantatprothetische Versorgungen im hohen und auch sehr hohen Alter inzwischen einen unumstrittenen Platz im Behandlungsspektrum für zahnlose Patienten ein.

    Flexible Versorgungen.

    Da die Menschen älter werden, muss eine Implantatversorgung jedoch anpassungsfähig sein. „Beim Alterungsprozess, ändert sich nicht nur die Physiologie, sondern auch die Anatomie“, erklärt Frauke Müller. Dann kann sich ein Vorteil der Implantate – ihre lange Haltbarkeit – als Nachteil erweisen. Wenn das Seh- und Tastvermögen sowie die Geschicklichkeit schwinden, fällt die Mundhygiene zunehmend schwerer. Wenn Implantatträger zu Pflegefällen werden, sind die Pflegekräfte ebenfalls oft mit der Mundhygiene überfordert. Dann droht eine Entzündung der Gewebe um Implantate herum, die Periimplantitis. Eine Pflegeanweisung des Zahnarztes an das Heim hilft dem Personal bei der individuellen Mundhygiene.
    „Wir brauchen aus all diesen Gründen in der Implantologie reversible Lösungen“, betont die Expertin. „Wenn Patienten eine implantatgetragene Prothese nicht mehr tragen wollen oder können, dann muss das, was wir eingesetzt haben, herausschraubbar sein, dann müssen wir die Implantate „schlafen legen“.

    Alte Menschen sollten am Fortschritt teilhaben.

    „Viele Ältere könnten eine bessere orale Lebensqualität haben, sie werden aber nicht informiert und oft sogar nicht untersucht“, kritisiert Professor Müller. Schon zwei Implantate können beispielsweise im zahnlosen Unterkiefer einer Prothese festen Halt geben. Ob auch ein Implantat ausreichend sein könnte, ist noch unklar, weil Langzeitergebnisse fehlen.
    Die negative Einstellung älterer Menschen gegenüber einer Implantatversorgung hat vor allem mit Informationsdefiziten zu tun. Viele ältere Menschen lehnen besonders den chirurgischen Eingriff ab. In solchen Fällen setzt Frauke Müller auf gute Information: „Wenn wir die Patienten über die modernen minimalinvasiven Techniken und über kürzere und schmalere Implantate aufklären, gehen die Vorbehalte zurück.“

    Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit mehr als 8000 Mitgliedern – Zahnärzten, Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen – die größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa und die größte weltweit. Als einzige implantologische Fachgesellschaft ist sie auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Markenzeichen der DGI ist die enge Kooperation von Praktikern und Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein differenziertes Fortbildungsangebot - zum Nutzen von Patientinnen und Patienten. Mehr Informationen: www.dgi-ev.de

    Pressestelle
    Dipl. Biol. Barbara Ritzert
    Vor Ort in Düsseldorf: 0211 9471402
    ProScience Communications GmbH
    Andechser Weg 17 · 82343 Pöcking
    Fon: 08157 9397-0
    ritzert@proscience-com.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgi-kongress.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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