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23.10.2014 09:34

Schwerer Schlaganfall: Besser in ein überregionales Zentrum!

Pressesprecher Florian Schneider Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

    Eine auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. vorgestellte Studie zeigt, dass Patienten mit schweren Schlaganfällen auch bei längeren Anfahrtswegen von der Überweisung in ein überregionales Schlaganfallzentrum profitieren.

    Köln, 23.Oktober 2014. Pro Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Ein Fünftel von ihnen verstirbt binnen vier Wochen an der Erkrankung und etwa die Hälfte der Betroffenen trägt Spätschäden davon. Der Schlaganfall stellt die dritthäufigste Todesursache dar – Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Erkrankungen bilden daher zentrale Themen auf der 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. Neue Daten, die auf dem Kongress präsentiert werden, zeigen, dass sich die Einweisung in ein überregionales Schlaganfallzentrum bei Patienten mit schweren Schlaganfällen auch bei weiteren Anfahrtswegen lohnt. Dank schneller Transporte und telemedizinischer Möglichkeiten zur Diagnostik kann bei diesen Patienten ein ähnlich gutes Ergebnis erzielt werden wie bei der Behandlung in sehr großen Kliniken (Maximalversorgern).

    Eine Studiengruppe aus Heidelberg [1] untersuchte das Behandlungsergebnis von Patienten, die entweder sofort in einem überregionalen Schlaganfallzentrum mit Maximalversorgung aufgenommen und der interventionellen Therapie (Entfernung des Blutgerinnsels durch einen Stentretriever, sogenannte Thrombektomie) zugeführt wurden, mit dem der Patienten, die zunächst in ein lokales Krankenhaus aufgenommen und erst anschließend verlegt wurden. Diese Patienten erhielten im lokalen Krankenhaus zunächst eine Erstversorgung mit der i.v.-Lysetherapie, wurden dann aber zur weiterführenden, interventionellen Therapie (Thrombektomie) in ein überregionales Zentrum im Umkreis von bis zu 100 km transportiert.

    Erstaunlicherweise war der klinisch-neurologische Zustand der Patienten nach 90 Tagen zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschiedlich – die aus regionalen Krankenhäusern in das Haus der Maximalversorgung zugewiesenen Patienten schnitten nicht schlechter ab als diejenigen, die gleich am Universitätsklinikum behandelt wurden. Der Transport und logistische Aufwand ist also bei Patienten mit schweren Schlaganfällen gerechtfertigt, bei denen die etablierte Standardtherapie i.v.-Lyse nicht erfolgsversprechend und eine Thrombektomie erforderlich ist.

    Den Grund für das gute Outcome der von außerhalb überwiesenen Patienten sieht Studienleiter Dr. Markus Möhlenbruch vorrangig in der Infrastruktur bestehender Schlaganfallnetzwerke: Überregionale Schlaganfallzentren und umliegende Krankenhäuser stehen in engem, telemedizinischem Kontakt. Bei Einlieferung eines Patienten mit schwerem Schlaganfall in ein regionales Krankenhaus wird ein Telekonsil aktiviert: Fehlt vor Ort ein ausgewiesener Experte, kann ein Neurologe des überregionalen Schlaganfallzentrums den Patienten über Video sehen und die Diagnose stellen. Außerdem werden die Bilddaten der CT-Diagnostik an das überregionale Zentrum übermittelt, um zu beurteilen, ob der Patient für die Thrombektomie geeignet ist. Wenn ja, können bereits die OP-Vorbereitungen anlaufen, bevor der Patient vor Ort ist. „Das Netzwerk ist also effizient und ermöglichen eine gute Versorgung – ganz egal, wo sich der Patient befindet“, so Möhlenbruch.

    [1] Pfaff J., Pham M., Ringleb P., Bendszus M., Möhlenbruch M. „Klinische Outcome regional und überregional zugewiesener Patienten nach Thrombektomie“ Abstract 0092.

    Über die Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e.V.
    Die Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. ist Europas größter Fachkongress für Hirnbildgebung, mehr als 1.000 Teilnehmer werden vom 23.-25. Oktober 2014 in Köln erwartet. Thematische Schwerpunkte bilden die Neuroonkologie, multimodale Bildgebungskonzepte, pädiatrische Neuroradiologie, Schädelbasis, Spinalkanal sowie Neurointerventionen. Die Neuroradiologie ist mit ihren Diagnose- und Behandlungsmethoden im Bereich Demenz und Schlaganfall eine der medizinischen Schlüsseldisziplinen der alternden Gesellschaft.
    Weitere Informationen unter http://www.neurorad.de

    DGNR-Experte zum Thema für Interviews/Hintergrundgespräche:
    Dr. med. Markus Möhlenbruch
    Ltr. Sektion Interventionelle Neuroradiologie
    Abteilung Neuroradiologie
    Neurologische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Heidelberg

    Bitte richten Sie Ihre Anfragen an die Agentur!
    Agenturkontakt
    Dr. Bettina Albers | albersconcept | Jakobstrasse 38 | 99423 Weimar
    Tel. +49-3643/ 776423 | Mobil +49-174/ 2165629 | Fax +49-3643/ 776452
    albers@albersconcept.de


    Weitere Informationen:

    http://www.neurorad.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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