idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.09.2014 10:30

Frühgeborene besonders empfänglich für Umwelteinflüsse - Konkurrierende Entwicklungsmodelle im Test

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Frühgeborene sind empfänglicher für Umwelteinflüsse als reif geborene Kinder. Eine einfühlsame Erziehung ermöglicht es ihnen zum Beispiel, Defizite im schulischen Bereich aufzuholen, aber nicht, besser zu werden als reif geborene Kinder. Mit diesem Ergebnis bestätigt ein internationales Psychologenteam das sogenannte Diathesis-Stress-Modell der Entwicklung. Die Forscher berichten im „Journal of Child Psychology and Psychiatry“.

    Theorien zum Einfluss von Umweltfaktoren auf die Entwicklung

    Psychologische Theorien gehen davon aus, dass manche Kinder empfänglicher für Umwelteinflüsse sind als andere – unabhängig davon, ob diese Einflüsse positiv oder negativ sind. Im Gegensatz zum Diathesis-Stress-Modell geht das neue Differential Suscepitibility-Modell davon aus, dass besonders empfängliche Kinder weniger empfängliche Kinder in ihren Leistungen übertreffen können – auch wenn sie zunächst deutlich im Nachteil waren. Dr. Julia Jäkel von der AE Entwicklungspsychologie der Ruhr-Universität Bochum untersuchte mit Kollegen aus Großbritannien und den USA, welches der beiden Modelle zutrifft.

    Daten von 922 Kindern gingen in die Analyse ein

    In ihre Analyse bezogen die Forscher 922 Kinder mit einem Geburtsgewicht zwischen 600 und 5140 Gramm ein. Die Daten stammen aus der Bayerischen Entwicklungsstudie. Wie einfühlsam die Kinder erzogen wurden, bewerteten die Studienleiter anhand strukturierter Verhaltensbeobachtungen von Mutter-Kind Interaktionen im Alter von sechs Jahren. Mit acht Jahren absolvierten die Kinder eine Reihe standardisierter Tests, um ihre Fähigkeiten beim Rechnen, Lesen und Schreiben zu erfassen. Die Wissenschaftler verglichen die schulischen Leistungen von Kindern mit sehr niedrigem Geburtsgewicht, also weniger als 1500 Gramm, beziehungsweise niedrigem Geburtsgewicht (1500 bis 2499 Gramm) mit den Leistungen von Kindern mit normalem Geburtsgewicht über 2500 Gramm.

    Evolutionär sinnvoll

    Die unterschiedliche Empfänglichkeit von Kindern hat evolutionäre Gründe. „Selbst wenn alle Eltern einer Generation ihre Kinder komplett falsch erziehen würden, würden sich die Kinder unterschiedlich entwickeln – denn einige würden sich zum Beispiel gar nicht von der schlechten Erziehung beeinflussen lassen“, sagt Dr. Julia Jäkel. „Das garantiert unserer Art das Überleben.“

    Titelaufnahme

    J. Jäkel, M. Pluess, J. Belsky, D. Wolke (2014): Effects of maternal sensitivity on low birth weight children’s academic achievement: a test of differential susceptibility vs. diathesis stress, Journal of Child Psychology and Psychiatry, DOI: 10.1111/jcpp.12331

    Weitere Informationen

    Dr. Julia Jäkel, Entwicklungspsychologie, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22294, E-Mail: julia.jaekel@rub.de

    Angeklickt

    Mehr zur Forschung von Julia Jäkel im Wissenschaftsmagazin RUBIN: http://rubin.rub.de/de/nicht-zu-frueh-zum-rechnen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).