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20.08.2014 11:00

Entzündungen der Darmschleimhaut: Immer öfter leiden auch junge Menschen daran

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Leipzig/Berlin – Meist verursachen sie keine Probleme, doch wenn sie sich entzünden, können sie Beschwerden und sogar schwere Komplikationen hervorrufen: Divertikel – Ausstülpungen an der Darmwand. Sie sind eine typische Alterserscheinung: Mehr als 60 Prozent der über 70-Jährigen haben sie. Zunehmend sind aber auch junge Menschen betroffen. Auch bei unter 40-Jährigen sollten Ärzte daher bei Unterbauchbeschwerden eine Divertikelkrankheit in Betracht ziehen. Dies teilen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Vorfeld ihres Kongresses Viszeralmedizin 2014 mit.

    Beschwerden im Unterbauch, vor allem auf der linken Seite, sowie Begleitsymptome wie Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Fieber, können auf eine Divertikulitis, also auf eine Entzündung der Divertikel, hinweisen. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt oder verläuft kompliziert, kann es etwa zu einem Abszess im Bauchraum oder einer Bauchfellentzündung kommen.

    „In den letzten Jahren beobachten wir, dass immer häufiger auch junge Menschen von diesem – eigentlich als Altersphänomen zu bezeichnenden – Leiden betroffen sind“, sagt Professor Dr. med. Wolfgang Kruis, Chefarzt Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Kalk in Köln. Eine US-Auswertung registrierte für den Zeitraum 1998 bis 2005 eine Zunahme von 26 Prozent bei Divertikulitis-Patienten im Alter zwischen 18 und 44 Jahren. In einer weiteren US-Analyse, die den Zeitraum 2002 bis 2007 umfasste, waren bereits 29,6 Prozent der wegen Divertikulitis aufgenommenen Patienten jünger als fünfzig Jahre alt.

    Grund für die Zunahme sind die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten moderner Industriegesellschaften: Zu wenig Ballaststoffe, zu viel rotes Fleisch, keine ausreichende Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum. Um eine Erkrankung zu vermeiden, müsse deshalb in erster Linie beim Lebensstil und der Ernährung angesetzt werden, so die Experten.

    In einer erstmalig aufgelegten Leitlinie „Divertikulitis/Divertikelkrankheit“ haben DGVS und DGAV nun aktuelle Forschungsergebnisse zusammengefasst und neue Empfehlungen für Diagnose und Therapie erarbeitet. „Bei der Gabe von Antibiotika etwa empfehlen wir heute deutlich mehr Zurückhaltung“, erklärt Professor Dr. med. Christoph-Thomas Germer, Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitätsklinik Würzburg. Er zeichnet gemeinsam mit Professor Kruis verantwortlich für die Leitlinie. „Bei unkomplizierten Verläufen sollten Antibiotika nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen“. Denn eine leichte und einmalige Entzündung heile oftmals von alleine aus.

    Auch bei der Behandlung chronischer Verläufe gibt die Leitlinie neue Empfehlungen: „Die bisher verbreitete Ansicht, dass nach dem zweiten Entzündungsschub operiert werden sollte, stellen neue Erkenntnisse in Frage. Die Zahl der Schübe allein ist nicht länger wichtigstes Kriterium für einen chirurgischen Eingriff – vielmehr muss der behandelnde Arzt in jedem Einzelfall entscheiden“, so Germer. Bei der Diagnose der Erkrankung sollten mehr als bisher bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. „Bei einer Ultraschalluntersuchung beispielsweise, erkannt der Facharzt den Schweregrad der Entzündung und kann daraus die angemessene Behandlung ableiten“, so Professor Kruis.

    „Die neue Leitlinie soll Klarheit schaffen, die Diagnose beschleunigen und die Therapie verbessern“, so die beiden Experten. Sie will aber auch mehr Bewusstsein und Sensibilität für eine der häufigsten Darmerkrankungen in der medizinischen Praxis schaffen. Die neuen Empfehlungen der Leitlinie sind auch Thema des Kongresses Viszeralmedizin 2014, der vom 17. bis 20. September 2014 in Leipzig stattfindet.

    Begriffserklärungen:

    Dickdarm-Divertikel: erworbene Ausstülpungen der Schleimhaut und der darunter liegenden dünnen Bindegewebsschicht durch muskelschwache Lücken der Dickdarmwand

    Divertikulose: Vorhandensein von Divertikeln im Dickdarm, ohne dass Symptome auftreten

    Divertikelkrankheit: liegt vor, wenn eine Divertikulose zu Symptomen und /oder Komplikationen führt

    Divertikulitis: Entzündung der Divertikel und angrenzender Strukturen

    Quellen:

    http://www.dgvs.de/leitlinien/divertikelkrankheit/

    Etzioni DA et al: Diverticulitis in the United States: 1998-2005: changing patterns of disease and treatment. Annals of surgery 2009; 249: 210-217, doi:10.1097/SLA.0b013e3181952888

    Masoomi H, Buchberg BS, Magno C et al. Trends in diverticulitis management in the United States from 2002 to 2007. Arch Surg 2011; 146: 400-406

    Terminhinweise für Journalisten:

    Viszeralmedizin 2014
    17. bis 20. September 2014, CCL Leipzig

    Vorab-Pressekonferenz
    Termin: Dienstag, 9.September 2014 von 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: Haus der Bundespressekonferenz, 10117 Berlin

    Kongress-Pressekonferenz
    Termin: Donnerstag, 18. September 2014, 12.30 bis 13.30 Uhr
    Ort: CCL Leipzig

    Pressekontakt:

    Pressestelle Viszeralmedizin 2014
    Juliane Pfeiffer, Ina Lorenz-Meyer
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931-693
    Fax: 0711 8931-167
    pfeiffer@medizinkommunikation.org
    lorenz-meyer@medizinkommunikation.org
    http://www.viszeralmedizin.com


    Weitere Informationen:

    http://www.viszeralmedizin.com
    http://www.dgvs.de/leitlinien/divertikelkrankheit/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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