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29.07.2014 11:19

Internationales Forschungsprojekt zur Verbesserung der Lebensqualität moderner Metropolen gestartet

Rainer Böhme Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zeppelin Universität

    Friedrichshafen. Wie lässt sich die Lebensqualität moderner Metropolen durch die Gestaltung sogenannter „blau-grüner Infrastruktur“ verbessern? Damit befasst sich ein internationales Forschungsprojekt unter Federführung der Zeppelin Universität (ZU) gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology, der Harvard Graduate School of Design sowie der National University of Singapore. Gefördert wird das Projekt von der dänischen Rambøll Stiftung mit einer halben Million Euro.

    Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist, dass Projekte der Gestaltung von Infrastrukturen in Städten meist auf jeweils einen bestimmten Zweck zielen wie Freizeit und Erholung, Schaffung von Frischluftschneisen oder Abstandsgrün. Doch durch die Ausdehnung und gleichzeitige Verdichtung von Städten weltweit werden diese öffentlichen Naturräume immer enger. Sie müssen auf engem Raum immer mehr leisten: als sozialer Begegnungsraum dienen, als Erholungsraum, als „urbanes Wohnzimmer“ für Menschen, aber auch als Schutzraum für Biodiversität und Grundwasserneubildung, als Ausgleichsfläche für Hochwasserschutz, in Funktionen der Klimaregulierung, der Feinstaubbindung und der ästhetischen Profilbildung der Städte. Das Projekt nimmt dabei speziell die „blau-grüne Infrastruktur“ der moderne Metropole in den Blick: Grünflächen und Gewässerflächen, bislang nicht dafür genutzte Dach- und Fassadenflächen, Brachen und ehemalige Industriegelände.

    Das Forschungsprojekt wird die damit verbundenen Herausforderungen untersuchen und Lösungen für eine widerstandsfähige, kostengünstige und politisch umsetzbare Stadtentwicklung unter Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten suchen. Dies ist nicht nur hierzulande gefragt, sondern vor allem in Asien gefordert, in denen Megacities wie Pilze aus dem Boden schießen. Der Ansatz greift Empfehlungen des Weltklimarates IPCC auf, wie sie etwa dessen aktueller Bericht formuliert. Diesem zufolge sind Lösungsansätze zur Reduktion städtischer Emissionen am effektivsten, die Strategien und Maßnahmen aus unterschiedlichen Bereichen vereinen.

    Eine Hypothese des neuen Forschungsprojektes ist, dass Gründe für die mangelnde Entwicklung zusammenhängender „blau-grüner Infrastrukturen“ in Städten nicht alleine zu suchen sind in naturwüchsiger, ungeplanter Stadtentwicklung, sondern beispielsweise auch im Spezialistentum der Entscheidungsträger, im Zielkonflikt von Wachstum und Nachhaltigkeit sowie im unzureichenden Austausch der unterschiedlichen Interessengruppen in Verwaltung und Bürgerschaft. Ein Schwerpunkt der Forschung wird daher sein, den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, ökologischen und ästhetischen Nutzen integrierter „blau-grüner“ Stadtentwicklung zu erfassen, zu belegen und für politische Entscheidungsprozesse besser verarbeitbar zu machen. Politiker, Entscheidungsträger und Planer brauchen dafür innovative Ideen und überzeugende Argumente.

    Untersucht werden Städte in Europa, Asien und Amerika in verschiedenen Klimazonen und Kulturen, etwa Singapur, Tianjin (China), Boston, New York, Kopenhagen und Hannover. Zusätzlich sollen mögliche Fallstricke bei der Umsetzung anhand von gescheiterten Projekten erforscht werden. Die Forschungsergebnisse werden der Öffentlichkeit durch Publikationen und Präsentationen bei verschiedenen Konferenzen zugänglich gemacht.

    Die Leitung des internationalen Forschungsverbundes hat das Europäische Zentrum für Nachhaltigkeitsforschung an der ZU. Dessen Direktor und Inhaber des Audi-Stiftungslehrstuhls für Sozioökonomie und unternehmerisches Handeln, Professor Dr. Dr. Manfred Moldaschl, erläutert: „Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land – und diese Verstädterung beschleunigt sich noch. Die weltweiten Herausforderungen der Menschheit, von denen der Klimawandel nur eine ist, müssen auch aus dieser Urbanisierungsperspektive betrachtet werden. Die Verstädterung muss als Teil des Problems und der Lösungen gesehen werden. Städte müssen autarker werden in ihrer Versorgung und in ihren Emissionen; sie müssen trotz Wachstum und Verdichtung ,grüner‘ werden, lebenswerter und zugleich nachhaltiger – was leider nicht immer dasselbe ist. Das Projekt begibt sich weltweit auf die Suche nach kreativen Ideen und Lösungen.“

    Von Seiten der ZU ist außerdem der Stadt Friedrichshafen-Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft und Verwaltungsmodernisierung von Professor Dr. Eckhard Schröter beteiligt.

    Der langjährige Geschäftsführer der Rambøll Gruppe und jetzige Vorsitzende der Rambøll Stiftung, Flemming Bligaard Pedersen, begründet das Engagement für das Projekt so: „Es ist von enormer Wichtigkeit festzustellen, dass Investitionen in blau-grüne Infrastrukturen weltweit eine immer wichtigere und zentralere Bedeutung für das Wohlbefinden der Bewohner von Metropolen einnehmen. Die Vernetzung von Grünräumen und Wassermanagement ermöglicht es erst, ein Stück Naturraum in Städten zu schaffen und den zunehmenden Stressfaktoren wie Klimawandel und Artenverlust etwas entgegenzusetzen“.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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