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21.07.2014 16:42

Der „Igel“-Signalweg ist ein Schlüssel beim Kampf gegen das Basalzellkarzinom

Philipp Kressirer Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Das Basalzellkarzinom (kurz: Basaliom) ist mit 70 bis über 800 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr sehr häufig und stellt mit etwa 80% den größten Anteil am hellen Hautkrebs dar. Die Krebszellen dieses Typs streuen selten in andere Körperbereiche, wachsen jedoch ungehindert in die Fläche und auch in die Tiefe, wo sie anderes Gewebe und sogar Knochen zerstören können. Nach wie vor wird das Basalzellkarzinom in erster Linie operativ behandelt. Neue Möglichkeiten eröffnen Medikamente, die bestimmte Signalwege ins Zellinnere blockieren. Eine zentrale Rolle spielt hierbei der Hedgehog-Signalweg, der nach Proteinen benannt ist, die diesen Signalweg aktivieren. Mutationen in dem Gen für Hedgehog (engl. für Igel) in Fliegenlarven führen zu einem „igelartigen“ Aussehen, was zu der Bezeichnung geführt hat Normalerweise ist der Hedgehog-Signalweg wichtig in der Embryonalentwicklung und im ausgewachsenen Körper weitgehend still gelegt. Durch Mutationen kann er aktiviert werden und Wachstum fördern, was in der Mehrzahl der Basalzellkarzinome der Fall ist.

    Für die verschiedenen Basalzellkarzinom-Subtypen stehen unterschiedliche Therapieansätze zur Verfügung. Der Goldstandard ist die operative Entfernung. Für oberflächliche Basalzellkarzinome stehen zugelassene Wirkstoffe wie Imiquimod und 5-Fluorouracil sowie die photodynamische Therapie zur Verfügung. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Zellen mit Hitze oder Kälte zu entfernen. Dazu zählen die Kryochirurgie – Zerstörung über Kälte durch vereisen – oder die Laserbehandlung – Zerstörung durch Hitze. Dabei wird das Krebsgewebe gleichsam verkocht. In beiden Fällen können Pigmentierungsveränderungen oder Narben zurückbleiben.

    Sind die Krebszellen bereits zu tief in andere Gewebebereiche eingewandert, steht die Strahlentherapie als Alternative zur Verfügung. In 89-96% der Fälle bleibt ein Wiederauftreten von Tumorzellen über einen Zeitraum von fünf Jahren aus.
    Seit kurzem stehen für lokal fortgeschrittene oder metastasierende Krebstypen Inhibitoren des über Mutationen aktivierten embryonalen Hedgehog-Signalwegs zur Verfügung. Diese Wirkstoffe können oral eingenommen werden.

    Der Hedgehog-Inhibitor Vismodegib zeigte in klinischen Studien der Phase I und II objektive Ansprechraten von 30-55% und Tumorkontrollraten von 80-90%. Er ist seit Juli 2013 in Europa zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit symptomatischen metastasierenden oder lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen, die nicht für Chirurgie oder Strahlentherapie geeignet sind, zugelassen. Allerdings bedingt die relativ hohe Wirksamkeit auch ein umfangreiches Nebenwirkungsspektrum. Dieses umfasst Muskelkrämpfe (71%), Haarausfall (65%), Geschmacksstörungen (55%), Gewichtsverlust, Müdigkeit, Übelkeit und Störungen bei der Fertilität oder bei der Entwicklung von Embryonen. Dies kann die Lebensqualität der Patienten deutlich einschränken. Deswegen könnte eine Therapie mit festgelegten mehrwöchigen Einnahmepausen (on-off schedule) oder eine topische (oberflächliche) Anwendung bei entsprechend effektiver Formulierung die Akzeptanz erhöhen, was aktuell in Studien untersucht wird.

    Zusammenfassend kann man sagen, dass neben den Standardtherapien die Hedgehog-Inhibitoren als neue medikamentöse Option für fortgeschrittene Basalzellkarzinome und eventuell auch für multiple Basalzellkarzinome (außerhalb des Zulassungsstatus) hinzugekommen sind.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. med. Carola Berking
    Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
    Klinikum der Universität München
    Frauenlobstraße 9-11
    80337 München
    Tel: +49 (0)89 4400-56324
    Fax: +49 (0)89 4400-56322
    Email: carola.berking@med.uni-muenchen.de

    Während der Fortbildungswoche: +49 (0)89/48098 97100

    Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie

    Die Fortbildungswoche fand erstmals 1951 statt, initiiert von der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Dermatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Seither wird sie alle zwei Jahre mit großem Erfolg durchgeführt. In diesem Jahr findet die Veranstaltung zwischen dem 19. und 25. Juli statt. Insgesamt werden 50 Kurse, 76 Plenarvorträge und 65 Industrieseminare und -symposien sowie eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen angeboten. Die Veranstalter erwarten mehr als 4.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland im Kulturzentrum Gasteig und im Holiday Inn-Munich City Center. Tagungsleiter ist Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Ruzicka, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU. Verantwortlich für das wissenschaftliche Programm ist Prof. Dr. Peter Thomas, unterstützt von Prof. Dr. Carola Berking und Prof. Dr. Jörg Prinz (alle LMU-Klinik).

    Website: www.fortbildungswoche.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fortbildungswoche.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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