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24.04.2014 12:30

Event-Recorder: Bessere Diagnostik bei „unklarem“ Schlaganfall mit implantierbarem Miniatur-EKG

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    Vom 23. – 26. April 2014 findet in Mannheim die 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt.

    Pressemitteilung Abdruck frei nur mit Quellenhinweis: Pressetext DGK 04/2014

    Mannheim, Donnerstag, 24. April 2014 – Viele Menschen mit einem Schlaganfall scheinbar unklarer Ursache haben ein unbemerktes Vorhofflimmern. Mittels eines implantierbaren Miniatur-EKG-Gerätes („Event-Recorder“) wird es in Zukunft leichter möglich sein, diesen Patienten durch rasche Diagnose und Therapie zu helfen. Die Chance, Vorhofflimmern zu finden, ist mit dem Eventrecorder sechsmal so groß wie mit Standard-Diagnosemethoden. Das berichtete Prof. Johannes Brachmann (Klinikum Coburg) auf einer Pressekonferenz anlässlich der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Im Congress Center Rosengarten Mannheim werden von 23. bis 26. April mehr als 8.500 Kardiologen aus 25 Ländern erwartet.
    Ein Drittel der Schlaganfälle „kryptogen“
    Bei rund einem Drittel der Schlaganfall-Patienten wird keine Grundkrankheit entdeckt, die erklären kann, warum es zum Schlaganfall gekommen ist. In solchen Fällen spricht man von einem kryptogenen Schlaganfall. „Die Daten der kürzlich publizierten Studie CRYSTAL AF zeigen, dass bei weit mehr Patienten mit kryptogenem Schlaganfall periodenweise Vorhofflimmern vorliegt als bisher angenommen. Dieses anfallsartige („paroxysmale“) Vorhofflimmern wird von den Betroffenen in der Regel nicht bemerkt, bzw. werden Symptome falsch gedeutet“, sagt Prof. Brachmann.
    Bei der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern kommt es zu schnellen, chaotischen Kontraktionen der Herz-Vorhöfe, wodurch sich die Strömung des Blutes im Herzen verändert. Es können sich Gerinnsel bilden, die dann in das Gehirn geschwemmt werden. Weil Vorhofflimmern bei manchen Patienten nur selten und für einen sehr begrenzten Zeitraum auftritt, fällt es in einer herkömmlichen EKG-Untersuchung oft nicht auf. Viel häufiger gelingt die Diagnose mit dem in der CRYSTAL AF Studie eingesetzten Event-Recorder: eine Art Miniatur-EKG-Gerät, das in einem kleinen Eingriff unter die Haut implantiert wird und über einen Zeitraum von bis zu mehreren Jahren die Herzaktion beobachtet. So können auch selten auftretende Auffälligkeiten des Herzrhythmus entdeckt werden.
    Event-Recorder findet Vorhofflimmern deutlich öfter
    Innerhalb von sechs Monaten wurden damit bei 8,9 Prozent der Patienten nach einem kryptogenen Schlaganfall Episoden von Vorhofflimmern mit einer Länge von jeweils mindestens 30 Sekunden gefunden. Bei Patienten, die nach dem Standard-Verfahren diagnostiziert wurden, waren es nur 1,4 Prozent. „Die Chance, Vorhofflimmern zu finden, war also mit dem Event-Recorder sechsmal so groß“ (Anm.: HR=6,43; 95% CI, 1,9-21,74), so Prof. Brachmann. Innerhalb von 12 Monaten wurde mit Event-Recorder bei 12,4 Prozent der Patienten Vorhofflimmern gefunden, im Vergleich zu 2 Prozent bei konventioneller Diagnostik (HR=7,32; 95% CI, 2,57-20,81).
    „Dieser Unterschied ist bedeutsam“, so Prof. Brachmann. „Denn Menschen mit Vorhofflimmern müssen behandelt werden, insbesondere wenn sie bereits einen Schlaganfall hatten.“ Wird Vorhofflimmern diagnostiziert, erfolgt eine lebenslange medikamentöse Hemmung der Blutgerinnung, um weitere Schlaganfälle zu verhindern.
    „Ein kryptogener Schlaganfall alleine ist noch kein Grund für eine gerinnungshemmende Behandlung“, stellt Prof. Brachmann klar. „Diese ist erst angezeigt, wenn zusätzliche Probleme wie Vorhofflimmern vorhanden sind. Stellt man in Zukunft die Diagnose mit dem Event-Recorder, so werden wohl mehr Patienten in den Genuss dieser Therapie kommen. Eine diesbezügliche Empfehlung in den Leitlinien gibt es allerdings noch nicht, dazu sind die Daten aus CRYSTAL AF noch zu frisch. Ich gehe jedoch davon aus, dass eine Untersuchung mit dem Event-Recorder in naher Zukunft nach einem Schlaganfall unklarer Ursache Standard werden wird.“

    Informationen:
    Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
    Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
    Pressebüro während des Kongresses: 0621 4106-5005; 0621 4106-5002
    Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692-43, presse@dgk.org
    B&K Kommunikation, Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: 030 700159676; Tel.: +43 1 31943780; kofler@bkkommunikation.com

    Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 8500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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