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18.09.2014 - 19.09.2014 | Tübingen

Call for Papers für die internationale Tagung "Soziale Abstiegsprozesse im europäischen Adel"

Die Konferenz richtet den Blick auf den Niederadel in der Zeit vom 17. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg. Sie will die Ergebnisse der historischen Adelsforschung verschiedener europäischer Länder unter den Aspekten Armut und sozialer Abstieg zusammenführen und eine fruchtbare Verbindung zwischen Armuts- und Adelsforschung herstellen. Wissenschaftler(innen) können bis 15. März 2014 Beiträge zu den Themenkomplexen "Adel und Abstieg" und "Adliger Abstieg und Gesellschaft" einreichen.

Mit ‚Adel‘ verbinden viele Menschen nach wie vor Vorstellungen von elitärem Status und materiellem Wohlstand. Auch die historische Adelsforschung, die in Deutschland seit Beginn der 1990er Jahre einen Aufschwung erlebt hat, untersucht das Phänomen Adel vorrangig unter Fragestellungen der Elitenbildung und des Elitenwandels. Dabei geht es nicht zuletzt darum, wie es dem Adel gelingen konnte, unter sich wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bis ins 20. Jahrhundert ‚oben zu bleiben‘.

Vereinzelte neuere Studien zur Adelsgeschichte brechen hingegen diese Perspektive auf und ergänzen das Bild des Adels um dessen ‚unteren Rand‘. Denn trotz zweifellos beachtlicher Anpassungsleistungen an veränderte Zeitverhältnisse existierten auch viele Adlige, die sozial deklassiert wurden und sich in prekären Lebensumständen wiederfanden. Die nähere Erforschung von Abstiegsprozessen innerhalb des Adels stellt ein Desiderat dar. Eine solche Umkehrung der Perspektive könnte sich als sehr ertragreich erweisen, denn sie verspricht einerseits, den Adel in seiner Bandbreite und Differenziertheit besser zu erfassen und so zu einem adäquateren Bild dieser Gruppe zu gelangen. Andererseits eröffnet sich aber auch ein neuer Blick auf die Gesellschaften, in denen solche Abstiegsprozesse stattfanden. Der Umgang mit dem Phänomen adligen Abstiegs birgt Potential für Aussagen über die gesellschaftliche Rolle des Adels sowie über die allgemeine Strukturierung und Stabilität der jeweiligen Gesellschaft.

Daher veranstaltet das Teilprojekt D03 „Armer Adel zwischen konkurrierenden Gesellschaftsordnungen 1700-1900“ des Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“ der Universität Tübingen vom 18.-19. September 2014 eine internationale Konferenz zum Thema „Soziale Abstiegsprozesse im europäischen Adel“. Der Blick richtet sich dabei auf den Niederadel in der Zeit vom 17. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Ziel der Konferenz ist es, die Ergebnisse der historischen Adelsforschung verschiedener europäischer Länder unter den Aspekten Armut und sozialer Abstieg zusammenzuführen und damit eine fruchtbare Verbindung zwischen Armuts- und Adelsforschung herzustellen. Darüber hinaus sollen Dialog und Vernetzung der europäischen Adelsforscher gefördert und neue Forschungsansätze und Methoden in europäischer Perspektive gewinnbringend gebündelt werden.

Entsprechend dem Anliegen der Konferenz, Gemeinsamkeiten und Unterschiede adliger Abstiegsprozesse im europäischen Vergleich zu betrachten, sind Beiträge zu folgenden Themenkomplexen willkommen:

1. Adel und Abstieg
Hier steht zunächst das Phänomen adligen Abstiegs an sich, in seinen verschiedenen Formen und Ausprägungen sowohl als individuelles Phänomen als auch als strukturelles Problem bestimmter Adelsgruppen im Mittelpunkt. Besonders wird danach gefragt, welche Gruppen des Adels betroffen waren, wodurch der Abstieg verursacht wurde, welche Ausmaße er annahm, welche Gegenmaßnahmen ergriffen wurden und wie die Chancen für einen möglichen Wiederaufstieg standen. Diese Fragestellungen können auch unter einem spezifischen Blickwinkel, wie etwa einer generationellen, geschlechterspezifischen oder lebenszyklisch orientierten Perspektive, bearbeitet werden.

2. Adliger Abstieg und Gesellschaft
Ein zweiter thematischer Block widmet sich Fragestellungen, die adlige Abstiegsprozesse im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext fokussieren. Welche Auswirkungen hatte sozialer Abstieg einerseits auf das adlige Selbstverständnis sowohl des einzelnen betroffenen Adligen als auch der Gesamtgruppe, andererseits auf die Fremdwahrnehmung des Adels in bürgerlichen Kreisen? Wie wurde sozialer Abstieg Adliger gedeutet, inwieweit gefährdete er die ‚adlige Ehre‘? Weiterhin ist nach gesellschaftlicher Rolle und Relevanz des Adels angesichts adliger Abstiegsprozesse zu fragen: Waren die Abstiegsprozesse in der jeweiligen Gesellschaft systemimmanent angelegt oder waren sie problematisch, entfalteten gar eine potentiell gesamtgesellschaftlich destabilisierende Dynamik? Wurde der Herrschaftsanspruch des Adels als Gruppe durch sie in Frage gestellt? Besonders interessant erscheint dabei, welche Faktoren in unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Kontexten zu spezifischen gesellschaftlichen Auswirkungen adliger Abstiegsprozesse führten.

Idealerweise sollte der Beitrag mit einem einführenden Forschungsüberblick über aktuelle Tendenzen der jeweiligen nationalen Adelsforschung beginnen und dann in einen konkreten Forschungsteil zu adligen Abstiegsprozessen münden.

Mögliche Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch. Bitte senden Sie Ihr Exposé (max. 700 Wörter) zusammen mit einem kurzen CV bis zum 15. März 2014 an adel@sfb923.uni-tuebingen.de. Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Hinweise zur Teilnahme:
Die BewerberInnen werden bis zum 15. April 2014 über ihre Teilnahme informiert. TeilnehmerInnen werden gebeten, ihre Beiträge und ein Abstract bis zum 31. Juli 2014 einzureichen (adel@sfb923.uni-tuebingen.de). Der Vortrag sollte 30 Minuten nicht überschreiten. Die Abstracts werden vorab zur Vorbereitung zugänglich gemacht. Ausgewählte Beiträge sollen anschließend publiziert werden. Reisekosten können auf Antrag übernommen werden.

Chelion Begass, Jacek Klimek, Johanna Singer
Universität Tübingen
SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“
Teilprojekt D03 „Arme Adlige zwischen konkurrierenden
Gesellschaftsordnungen 1700-1900“

Termin:

18.09.2014 - 19.09.2014

Veranstaltungsort:

Universität Tübingen
Neue Aula, Hörsaal 4
Geschwister-Scholl-Platz
72074 Tübingen
Baden-Württemberg
Deutschland

Zielgruppe:

Wissenschaftler

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft

Arten:

Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung

Eintrag:

05.02.2014

Absender:

Antje Karbe

Abteilung:

Hochschulkommunikation

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event46247


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